In diesem regionalen BLOG-Beitrag beschäftigen wir uns mit einem Tier, welches in den letzten Jahren immer häufiger an den Stränden von Gran Canaria auftaucht, die portugiesische Galeere (Physalia physalis). Es wird dann schnell ein „Quallenalarm“ ausgelöst, denn das Tier ist nicht ungefährlich. Dabei handelt es sich korrekt betrachtet gar nicht um eine Qualle. Die portugiesische Galeere ist ein Tier der Gattung der Seeblasen im Stamm der Nesseltiere.
Betrachtet man das Tier unter dem Mikroskop, so findet man zwei sehr dünne Zellschichten, die eine Gelatineschicht einschließen. Geht man aber mit einer binokularen Lupe an das Tier heran, stellt man fest, dass es sich gar nicht um ein einzelnes Tier handelt, sondern eine hoch entwickelte Kolonie von Individuen (Zooiden) mit unterschiedlichen Formen und Funktionen. Die Zooide sind so angeordnet, dass die Form einer Qualle nachgeahmt wird.
Eines dieser Individuen ist der „Hut“ (Pneumatophors), also der Teil, der näher an der Wasseroberfläche liegt als alle anderen. Der Gründungspolyp diese Kolonie ist für das Leben aller anderen Individuen verantwortlich, denn er übernimmt die Funktion des Segelns im Meer. Er kann auch für Auftrieb sorgen, indem er Gas in sein Inneres „einspritzt“. Die Gasproduktion wird von Mitochondrien im Epithel übernommen, dafür wird Kohlenmonoxid und Stickstoff verwendet. Dies ist ein „Vorteil“ für uns Menschen, denn die portugiesische Galeere schwimmt immer an der Wasseroberfläche und daher können wir die Tiere schon auf uns zukommen sehen.
An dem Pneumatophors hängen weitere Lebewesen, die dann das Aussehen von den Tentakeln einer Qualle simulieren. Insgesamt gibt es drei verschiedene Arten, die Tentakeln in verschiedener Länge bilden. Die kurzen sind die Gastrozoiden, diese sind für die Nahrungsaufnahme verantwortlich. Dann sind da noch die Gonozoiden, die für die Fortpflanzung der „Qualle“ zuständig sind. Das was uns Menschen dann „gefährlich“ werden kann, sind die Dactylozoiden, diese werden sehr lang und können stechen.
Doch warum sind die portugiesischen Galeeren so gefährlich?
Letztendlich liegt dies an dem Waffenarsenal dieses Tieres, denn letztendlich zählen die portugiesischen Galeeren zu den tödlichsten biologischen Schlachtschiffen im Meer. Dabei haben die Tentakeln offensive Waffen wie auch defensive Waffen (Zellen), die Nesselzellen injizieren ein sehr starkes Nervengift. Jede Tentakel hat mehr als eine Million Nesselzellen pro Zentimeter im Arsenal. Dabei kann ein solcher Tentakel schnell mal 30 Zentimeter lang werden.
In dem Moment, in dem es einen Kontakt zu den Tentakeln (Daktylozoiede) gibt, kommen die Knidozyten zum Einsatz. Diese Druckkapseln feuern eine Art „Harpunenschuß“ ab, allerdings Hunderte Millionen davon. Diese injizieren das Gift in das Opfer. Portugiesische Galeeren sind Fleischfresser, und daher auf diese Waffen angewiesen. Aber wenn ein Mensch die Tentakel berührt, passiert genau der gleiche Vorgang.
Bildlich zusammengefasst haben wir also ein Kriegsschiff (die Galeere), das Panzer (die Daktylozoiden) transportiert, die mit Milliarden von Soldaten (den Nesselzellen) beladen sind, die mit Harpunen bewaffnet sind, die ein starkes Gift injizieren. Das Gift kann zu Muskellähmungen führen, das Nervensystem und die Atmungszentren beeinträchtigen und in hohen Dosen bei den gefangenen Fischen zum Tod führen. Bei Menschen hängt der Schaden von der Menge des Giftes ab und auch von dem Faktor, ob ein Mensch allergisch ist oder nicht. Auch das eigene Körpergewicht des Menschen spielt bei dem angerichteten Schaden eine Rolle. Langanhaltende Hautverletzungen sind sehr oft die Folge.
Dass die Anzahl dieser kleinen Kriegsschiffe im Meer immer höher wird, liegt auch daran, dass der natürliche Fressfeind dieser „Qualle“ immer weniger im Meer zu finden ist. Die unechten Karettschildkröten lieben diese kleinen „Monster“. Auch im Mittelmeer hat es schon Sichtungen gegeben. Allerdings ist die widersprüchlich. Trotzdem gilt, besser Vorsicht als Nachsicht, wenn man ein solches Tier sieht, sollte man sich genau in die andere Richtung bewegen und das Wasser am besten auch verlassen.