Kanarische Inseln – Noch nie gab es auf den Kanarischen Inseln so viele Selbstmorde wie im Jahr 2023. Mit 241 Selbstmorden im Jahr 2023 haben die Kanaren seit fünf Jahren in Folge je einen neuen Rekord aufgestellt. Damit sind Selbstmorde bei weitem die häufigste unnatürliche Todesursache, völlig unabhängig vom Alter der Personen.
Im Jahr 2021 brachte man ein Präventionsprogramm auf den Weg und trotzdem hat dies bisher zumindest keinen Erfolg gezeigt. Seit der Corona-Pandemie ist die psychische Belastung so stark angestiegen, dass viele Menschen nur im Selbstmord einen Ausweg sehen. Das Gesundheitssystem ist im Bereich der psychischen Vorsorge einfach mit diesen Zahlen überlastet.
Kritik der Psychologen im Zusammenhang mit Selbstmordprävention
„Wir machen uns große Sorgen um die jungen Menschen, die sich keinen privaten Psychologen leisten können und darunter leiden. Wir müssen die psychologische Betreuung im öffentlichen Gesundheitswesen ausbauen, sowohl in psychiatrischen Abteilungen als auch in allen Zentren der Primärversorgung“, sagt Carmen Linares, Dekanin der offiziellen Hochschule für Psychologie (COP) von Santa Cruz de Teneriffa bei elDiario.
Präventionsprojekte erzielen nicht die gewünschte Wirkung, und das jüngste Protokoll, das sich auf schulische Einrichtungen konzentriert, wurde ebenfalls vielfach kritisiert. „Wir sind nicht damit einverstanden, Lehrern Befugnisse und Verantwortung zu übertragen, die spezifisch für unseren Beruf gedacht sind“, fügt Linares hinzu.
Dieses im Herbst letzten Jahres verabschiedete Dokument ermächtigt Lehrer, Suizidgedanken bei Minderjährigen zu erkennen und ihren Schülern den Columbia-Test zur Feststellung des Risikograds zu verabreichen, warnt der Dekan der COP von Santa Cruz de Teneriffa.
Auch Bildungseinrichtungen kritisieren Protokolle gegen Selbstmorde
Eine Schule in der Hauptstadt Teneriffas hat einen Appell an das Bildungsministerium der kanarischen Regierung gerichtet, mit der Bitte, diese Fragen von Spezialisten behandeln zu lassen, da es sich um ein „sehr heikles und besonders sensibles“ Thema handele, das die von den Lehrern geforderten Kompetenzen „übersteige“. Die Gewerkschaft STEC ist außerdem der Ansicht, dass das Protokoll durch die Belastung der Lehrer „mehr rechtliche, emotionale und logistische Konflikte schaffen“ werde.
„Bei dem Protokoll geht es nicht darum, Selbstmorde zu verhindern, sondern darum, der Regierung im Falle einer Tragödie den Rücken freizuhalten. Und wer bleibt ungeschützt? Lehrkräfte, die mit der gesamten praktischen und rechtlichen Verantwortung belastet sind“, fasst die Organisation zusammen.
Statistiken zu Selbstmorden auf den Kanaren
Seit dem Jahr 1999 werden Selbstmorde auf den Kanarischen Inseln offiziell durch das kanarische Statistikinstitut (ISTAC) erfasst. In dem ersten Statistikjahr lag der Anteil der Todesfälle durch Selbstmord auf den Kanaren bei 1,05 %, im Jahr 2023 machten diese schon 1,35 % aller Todesfälle aus.
Die Selbstmordrate unter minderjährigen und sehr jungen Menschen hat auf den Kanarischen Inseln in den letzten Jahren exponentiell zugenommen. Zwischen 2022 und 2023 haben auf den Inseln 16 Menschen unter 19 Jahren Selbstmord begangen. Um eine ähnliche Zahl (17) in der gleichen Altersgruppe zu erreichen, müssen alle Selbstmorde zwischen 2016 und 2021 zusammengerechnet werden.
Die meisten Selbstmorde gibt es jedoch in der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen. Allein im Jahr 2023 brachten sich 22 Menschen in dieser Altersgruppe selbst um. Danach folgt die Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen mit 19 Selbstmorden. Die 45- bis 49-Jährigen folgen dann mit 27 Selbstmorden.
Aus den Daten des ISTAC geht außerdem hervor, dass Erhängen, Strangulieren oder Ersticken mit 116 Todesfällen die häufigste Selbstmordmethode auf dem Archipel ist. Die am zweithäufigsten angewandte Methode ist der Sprung aus großer Höhe (66 Todesfälle) und die dritthäufigste ist die Überdosis von Antiepileptika, Beruhigungsmitteln, Hypnotika, Antiparkinsonmitteln und Psychopharmaka (13 Todesfälle).
Das sagt das kanarische Gesundheitssystem zu Selbstmorden
Die Selbstmordrate auf den Kanarischen Inseln liegt fast immer über dem Landesdurchschnitt. Dies geht aus dem jüngsten epidemiologischen Bericht zum suizidalen Verhalten des kanarischen Gesundheitsdienstes (SCS) hervor. Im Vergleich zu anderen Gemeinschaften verzeichneten nur Asturien und Galicien schlechtere Werte.
Die SCS-Analyse versucht, Licht ins Dunkle zu den möglichen Ursachen zu bringen. Es wird darauf hingewiesen, dass die Kanarischen Inseln im Vergleich zu allen Regionen Spaniens die zweithöchste Prävalenz psychischer Störungen aufweisen, mit einem Prozentsatz von 21,9 %, gemessen an den in der Primärversorgung gestellten Diagnosen. Dies wurde schon im Jahr 2021 festgestellt. Viele Befragte gaben an, dass man unter Angstzuständen und Depressionen leidet.
Andererseits berichtet der Gesundheitsdienst, dass die Kanarischen Inseln die Region in Spanien mit der höchsten Rate an „Einweisungen in Behandlungszentren“ wegen des Konsums psychoaktiver Substanzen sind. Im Jahr 2021, dem letzten Jahr mit aktuellen Daten, lag der Wert bei 147,6 Personen pro 100.000 Einwohnern. Der nationale Durchschnitt liegt bei 94 pro 100.000.
Auch andere sozioökonomische und ökologische Faktoren werden berücksichtigt. Im Vergleich zum Rest des Staates weisen die Inseln in puncto Arbeitslosigkeit, Rechtsstreitigkeiten, Scheidungen und Trennungen, Armutsrisiko und Lärmbelästigung schlechtere Zahlen auf. „Alle diese Faktoren wurden als Risikofaktoren für suizidales Verhalten identifiziert“, so das Fazit des SCS. – TF
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