Las Palmas – Nach den Rekonstruktionen am Tatort des Doppelmordes hat das Untersuchungsgericht in Las Palmas weitere Details zu den Ereignissen veröffentlicht. Der vorsitzende Richter, Alberto Puebla, hat entschieden, dass Marcos José LS, der Neffe des zweiten Opfers inhaftiert werden soll. Der Richter vertritt die Ansicht, dass der Mord an seinem Onkel „nicht durch Provokation ihm gegenüber“ ausgelöst wurde, es sei also keine „Notwehr“ gewesen, auch wenn der Onkel zuvor die Großmutter Josefina getötet habe. Die Verteidigung von Marcos wollte die Freilassung erwirken, da er „die Situation weder gesucht noch provoziert hat“. Zudem habe Marcos selbst „die Hilfe von Nachbarn und der Polizei beansprucht“.
Die Abläufe wurden recht detailgenau protokolliert. So war Marcos wohl in seinem Zimmer, als der Onkel erstmals das Zimmer betrat mit einem Messer und Hammer in der Hand. Der Onkel verließ das Zimmer aber wieder und kam wenig später zurück, da hatte er das Messer und den Hammer am Hosenbund befestigt. Der Onkel wollte in beiden Fällen das Handy von Marcos haben, was er ihm aber nicht geben wollte. Beim zweiten Besuch im Zimmer des jungen Mannes hat er diesen schließlich angegriffen. Marcos gelang es das Messer des Onkels zu entwenden und diesen aus dem Zimmer zu vertreiben. Aber der Onkel ließ nicht locker und zertrümmerte die Tür mit dem Hammer. Marcos hat versucht den Onkel zu beruhigen, was schließlich auch gelungen ist.
Nachdem die Situation etwas beruhigt war, gestand der Onkel seinem Neffen, dass er die Großmutter getötet hat, als er „verwirrt war und er müsse sich nicht sorgen, weil er ihn (Marcos) nicht töten wird“. Marcos machte in der Zwischenzeit dieses Gespräches Bilder von seinen Verletzungen, die er erlitten hatte, als die beiden miteinander kämpften und schickte diese auch ein seine Eltern, mit denen er während dem Gespräch kommunizierte. Er alarmierte zu diesem Zeitpunkt auch die Polizei.
Angst verursachte den zweiten Mord
Der Onkel hatte das Zimmer von Marcos verlassen und einige Zeit später klingelte es an der Tür. Marcos glaubte es sei die Polizei. Er wollte zur Tür gehen. An einem Tisch an der Tür sah er das Messer und den Hammer, die beiden Gegenstände, die der Onkel nutze, um ihn anzugreifen. Marcos gab an, dass sein Onkel neben der Haustür auf dem Boden lag mit den Händen hinter dem Kopf in der Erwartung, von der Polizei verhaftet zu werden. Marcos war verängstigt und versteckte sich kurzzeitig im Badezimmer. Als die Polizei aber nicht in die Wohnung kam, da der Onkel durch die Tür mitteilte, er habe den Schlüssel nicht, weil sein Neffe diesen habe. Als Marcos auf dem Weg zur Tür war stand der Onkel auf, Marcos hatte Angst und das Messer in der Hand, da stach er auf den Onkel ein. Die Polizei brach von außen die Tür auf, um in die Wohnung zu gelangen. Marcos hat sich sofort ergeben, die herbeigerufenen Rettungsteams konnten den Onkel jedoch nicht mehr retten, da die Lunge von dem Messer getroffen wurde.
Letztendlich war es die pure Angst, die Marcos dazu brachte auf seinen Onkel einzustechen. Die Umstände waren „Extrem“ so wurde es auch im Protokoll festgehalten.
Der Ermittlungsrichter wies aber auch darauf hin, dass die Inhaftierung von Marcos keinerlei Bewertung der Handlungen darstellt. Dies sei vom Strafgericht zu beurteilen. Er unterstrich auch, dass die Aussagen von Marcos mit den bisherigen Aussagen der Polizei und den Ermittlungen am Tatort übereinstimmen. Trotzdem müssen die Ermittlungen erst abgeschlossen sein, um eine genaue Beurteilung machen zu können, so der Richter. – TF
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