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Archäologie: Römer entdeckten die Kanaren, aber Berber besiedelten die Inseln schließlich

Die Kanaren wurden schon im 1. Jahrhundert v. Chr. genutzt.

Lesedauer 4 Minuten

Daten: Die Forschung geht davon aus, dass die Römer auf den Kanarischen Inseln im 1. Jahrhundert v. Chr. ankamen.
• Zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert kamen die Berber auf die Inseln und kolonisierten das gesamten Archipel.
Sie segelten: Die Studie zeigt, dass die Berberpopulationen auf eigene Faust ankamen und wussten, wie man navigiert.
Lanzarote war die erste Insel, die sie erreichten, in 200 Jahren dehnten sie sich bis nach La Palma und El Hierro aus.

Kanarische Inseln – Waren es Römer oder Berber? Am gestrigen Montag wurde in der Zeitschrift „PNAS“, das ist ein Magazin der nationalen Akademie der Wissenschaft der USA, ein umfassender Bericht über die erste Besiedlung der Kanarischen Inseln im Zusammenhang mit Kohlenstoffanalysen veröffentlicht. An diesem Bericht haben 13 Forscher der Universitäten Las Palmas, La Laguna und Linköping (Schweden) gearbeitet. Der Artikel läuft unter dem Titel „Die Chronologie der menschlichen Kolonialisierung der Kanarischen Inseln“.

Anhand der Analysen und Recherchen kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die Kanaren von den Römern entdeckt wurden. Jedoch kurz danach, im ersten Jahrhundert, haben die Berber die Inseln kolonialisiert. Anhand der Daten will man offene Fragen klären, die aufgekommen sind, als die Europäer erst im Mittelalter die Kanaren „wiederentdeckt“ haben.

Um genauere Daten zu erhalten, wurden alle archäologischen Funde, die sowohl vom Menschen als auch der Natur stammen könnten, ausgeschlossen. Beispielsweise Holzkohle, die beim Verbrennen von Holz zurückbleibt. Denn diese könnte auch auf natürliche Weise entstehen. Man hat sich an Überresten orientiert, die kurzweilig sind, wie Getreide und Knochen von Tieren wie Ziegen. Gestrichen hat man auch Muscheln und andere Dinge des Meeres, denn das Meer speichert so viel Kohlenstoff, dass selbst eine frisch gefangene Sardine auf 400 Jahre geschätzt werden könnte.

Nach allen Auswertungen kam man zu dem Schluss, dass die Kanaren schon seit etwa dem ersten Jahrtausend vor Christus von Menschen besucht wurden. Dies überschneidet sich mit dem Zeitfenster, das man den Römern zu sortieren kann, das war der 1. Jahrhundert vor Christus bis zum 1. Jahrhundert nach Christus, vornehmlich auf der Insel Lobos. Eine Frage blieb jedoch: Waren die Römer hier, um die Inseln zu besiedeln, oder nutze man diese nur als gelegentlichen Rohstofflieferant?

Diverse Theorien zur Besiedlung der Kanaren durch Römer und Berber

Die Forscher sagen dazu: „Das ist immer noch umstritten. Einige Forscher argumentieren, dass sie einen Ausgangspunkt für die Kolonisierung geschaffen haben, indem sie Berbergemeinschaften auf den Archipel verlegten, insbesondere um dessen natürlichen Reichtum an der Küste auszubeuten. Eine alternative Interpretation klassischer Erzählungen (wie die normannische Chronik -Le Canarien- aus dem 15. Jahrhundert) legt nahe, dass die Römer Berber-Rebellen aus Nordafrika auf die Kanarischen Inseln deportierten, um sie zu bestrafen“. Jedoch gibt es weder Belege für die eine noch die andere Variante der Geschichte.

Die Autoren dieser Arbeit erkennen an, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Expansion Roms im 1. Jahrhundert die Menschen Nordwestafrikas zur Auswanderung auf Inseln trieb, die 100 Kilometer vom Kontinent entfernt liegen. Sollte dies jedoch der Fall sein, müssen die Berber es auf eigene Faust getan haben. Die würde jedoch bedeuten, dass sie nicht als Sklaven der Römer auf die Inseln kamen, sondern als Siedler auf der Flucht vor den Römern. Das gemeinsame DNA-Gut deutet auf eine solche Variante hin.

Ein Beleg in dieser Theorie könnten die Funde von diversen Samen von Getreide, Hülsenfrüchten und Obstbäumen sein. Auch die Einfuhr von Nutztieren wie Schafen, Ziegen und Schweinen ist ein Beleg für die Theorie. Alles, was man eben zum Überleben in einer neuen Welt benötigte, wurde hergeschafft.

Wie kann man jedoch die Isolation der Berber auf den Kanaren erklären?
Diese Frage kann niemand so genau beantworten. Dazu gibt es jedoch zwei Theorien. Eine Übersiedlung per Schiff war in der Antike nur dann erforderlich, wenn es unbedingt notwendig war, wenn der erwartete „Gewinn die Gefahr des Verlustes ausgleicht“. Oder auch aus dem gleichen Grund wie die hawaiianischen Ureinwohner den Kontakt zu den Heimatvölkern abreißen ließen, da die Inseln so einzigartig waren, dass kein Gedanke an die alte Heimat verschwendet wurde.

Bezüglich der gezwungenen Deportation der Berber auf die Kanaren durch die Römer kritisieren die Forscher, dass alle diese „Thesen sehr eurozentrisch“ sind. Warum sollen nur die Europäer in der Lage gewesen sein, Schiffe zu bauen? Alle Forscher vertreten die Ansicht, dass die Berber eigenständig und ohne Deportation auf die Kanaren kamen. Eine Frage ist dadurch aber ebenfalls noch nicht beantwortet, wo sind die Überreste der Schiffe hin, danach sucht man vergeblich bis heute. – TF

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