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Kanaren wollen Cochinille (Schildlaus) als Lebensmittel bei der EU registrieren lassen

Vorteil in der Diversifizierung der kanarischen Wirtschaft?

Lesedauer 3 Minuten

Kanarische Inseln – Einigkeit im kanarischen Parlament, mit der Ausnahme von VOX, beim Thema Schildlaus als Lebensmittel. Denn am heutigen Mittwoch stimmten alle Fraktionen, außer VOX, für einen PSOE-Vorschlag, die Schildlaus, die auf den Kanaren als Cochinilla bekannt ist, bei der Behörde für Lebensmittelsicherheit der EU als Lebensmittel einstufen zu lassen, so wie es auch bei anderen Insekten der Fall ist. Bei der Abstimmung ging es nicht um ein Gesetz, aber um eine Forderung, die man an diese Behörde richten möchte.

Die Abgeordnete der PSOE, Nayra Alemán verteidigte den Vorschlag damit, dass die Dactylpius coccus (Cochenilleschildläuse) ein tierisches Rohprodukt ist, was schon jetzt teilweise in der Lebensmittelherstellung verwendet wird. Auf den Kanarischen Inseln werden die Weibchen für den Gewinn des Rohstoffes getrocknet.

Die Cochinillen werden auf den Kaktusfeigen-Pflanzen „geerntet“ und aus den Tieren wird der natürliche Farbstoff Karmin gewonnen. Dieser Zweig der Landwirtschaft begann auf den Kanarischen Inseln schon im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts und im Jahr 2016 brachte man es sogar so weit, dass dies als geschützte Herkunftsbezeichnung eingetragen wurde. Der Farbstoff wird auch aus allen anderen Schildläusen gewonnen, muss dann aber Kermes (unechtes Karmin) genannt werden. Karmin ist ein – vergleichsweise hochwertiger – Ersatz für den Purpur der Schnecken und ergibt scharlach- bis karminrote oder purpurrote Farbtöne. Der Farbstoff wird zum Färben von Textilien und bei kosmetischen Artikeln, beispielsweise Lippenstiften, sowie für Malerfarben eingesetzt.

Das sagten die Abgeordneten zur Schildlaus als Lebensmittel

Für die PSOE würde die Erlangung der Lebensmittelgenehmigung einen Aufschwung für diesen Sektor bedeuten, was der kanarischen Lebensmittelindustrie zugutekommen würde. Denn damit hätte man ein weiteres stark differenziertes Produkt in diesem Sektor auf den Kanaren.

Auch die AHI (El Hierro) in Form von Raúl Acosta sprach sich dafür aus, da dies „eine großartige Wette“ ist, die einen „Aufschwung für den Sektor“ bedeuten könnte. Gleichzeitig forderte man die Innovation auch für andere Bereiche der Industrie, wie beispielsweise den Anbau von Cannabispflanzen für die Pharmaindustrie.

Ähnlich äußerte sich der SAG (La Gomera) Abgeordnete, Jesús Ramos, der ergänzte, dass diese Eintragung auch dazu beitragen „könnte, den Boden vor Erosion zu schützen“. Damit würden Kaktusfeigen erhalten bleiben, da diese eine weitere Wertsteigerung erfahren würden.

Javier Nieto von VOX hat seine „kategorische Ablehnung“ zum Ausdruck gebracht. Die Umwandlung von Insekten in Lebensmittel sei eine „sozialistische Initiative und keine beiläufige Maßnahme, sondern ist eine weitere von der EU im Einklang mit der Agenda 2030 geförderte Konsummaßnahme“.

Daraufhin kritisierte die BC-Abgeordnete Yone Caraballo, dass „Garnelen ja auch Insekten des Meeres sind“ und gratulierte gleichzeitig der PSOE zu dieser Initiative. Sie erinnerte daran, dass auf Lanzarote schon Landfläche mit Kaktusfeigen aufgegeben wurde, was den allgemeinen Zustand der Landschaft verschlechtert.

Der PP-Abgeordnete, Juan Manuel García Casañas sieh den klarsten Vorteil in der Diversifizierung der kanarischen Wirtschaft, daher konnte auch die PP nicht umher und stimmte dafür. Ähnlich äußerte sich auch die CC-Abgeordnete, Natalia Évora, die aber die PSOE dafor warnte, dass man „die kanarische Landwirtschaft nicht täuschen wird“. Der traditionelle Anbau der Cochinilla sei „zerstört“ und müsse erst wieder durch die „mexikanische Cochinille hochgefahren werden“. – TF

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