Gran Canaria – Die Gruppe „Science for Biodiversity Conservation“ (COBIO) der Kanarischen Delegation des spanischen Nationalen Forschungsrats (CSIC) hat kürzlich in der Fachzeitschrift „Ecological Processes“ eine Studie veröffentlicht, die bestätigt, dass die Zunahme der kalifornischen Königsnatter auf Gran Canaria auch einen anderen negativen Nebeneffekt mit sich bringt.
Konkret haben die Forscher die Zunahme von Insektenplagen wie Fliegen, Mücken und sogar Bettwanzen im Zusammenhang mit der kalifornischen Königsnatter feststellen können.
Aufgrund eines „kaskadenartigen ökologischen Ungleichgewichts“, welches auf Gran Canaria herrscht, verändert sich die Artenvielfalt auf der Insel. „Niemand hätte gedacht, dass die Ausbreitung der Schlange mehr Fliegen mit sich bringen würde“, schlussfolgert Marta López, Forscherin am Institut für Naturprodukte und Agrobiologie (IPNA-CSIC).
Man konnte den Nebeneffekt der Schlange nicht vorhersehen. „Wir hatten keine Beispiele dafür, wie sich die Ankunft dieses Tieres auf andere Teile der Welt außerhalb seines natürlichen Lebensraums ausgewirkt hat“, so die Forscherin weiter. Sie konnte nicht anders als zu sagen: „Es ist sehr schwierig, die Auswirkungen vorherzusagen.“
Das löst die Königsnatter auf Gran Canaria aus
Die Auswirkungen der kalifornischen Königsnatter auf die Umwelt von Gran Canaria sind faktisch auch ganz anders als in ihrem eigentlichen Lebensraum. In Kalifornien frisst die „Schlange andere kleine Schlangen, aber hier, wo es keine anderen Schlangen gibt, haben sie sich an ihre ursprüngliche Beute angepasst: Eidechsen, Ratten und kleine Vögel“.
Die starke Reproduktionsrate der Schlange (eine ausgewachsene Schlange legt bis zu 10 Eier pro Jahr), hat die einheimische Reptilienpopulation massiv reduziert. Teilweise steht sogar eine mögliche Ausrottung von endemischen Arten auf der Agenda der Wissenschaftler.
Genau dieser Rückgang der lokalen Tiere führt dazu, dass die Insekten keine Fressfeinde mehr auf Gran Canaria haben. Dadurch gibt es keine „natürliche Kontrolle mehr“, schlussfolgert López.
So haben Forscher in von der Königsnatter befallenen Gebieten, in denen endemische Reptilienarten verschwunden oder stark zurückgegangen sind, einen deutlichen Anstieg der Arthropodengemeinschaften festgestellt.
Zu Beginn der Regenzeit gab es in den befallenen Gebieten beispielsweise 84,12 % mehr Diptera (Fliegen und Mücken), viermal so viele Hemiptera (Käfer) und doppelt so viele Hymenoptera (Ameisen und Bienen) als in den noch nicht von dieser Art befallenen Gebieten.
Nach Angaben der Biodiversitätsdatenbank der Kanarischen Inseln sind fünf Gebiete auf Gran Canaria die Hauptverbreitungszonen der Schlange: Gáldar, Las Palmas de Gran Canaria, Telde und Santa Brígida sowie an der Küste von San Bartolomé de Tirajana. Vereinzelnd tritt die Schlange aber auch schon in anderen Gebieten auf.
Nicht nur die Umwelt auf Gran Canaria betroffen
Die Auswirkungen gehen über eine bloße Insektenvermehrung hinaus. Forscher betonen, dass diese trophische Kaskade – wie das Phänomen genannt wird – Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung und die Wirtschaft haben kann, da die Verbreitung von Arthropoden mit Auswirkungen auf die Landwirtschaft verbunden ist.
Darüber hinaus, so López, sei dies nur die „Spitze des Eisbergs“. „Wahrscheinlich sind auch andere Arten rückläufig, denn wir haben festgestellt, dass in den Gebieten, in denen die Schlange vorkommt, auch die Vogelpopulation geringer ist“. López räumt aber ein, dass zu diesem Thema noch weitere Untersuchungen erforderlich sind.
Die Schlange ist schwer zu orten, da sie einen Großteil ihres Lebens unter der Erde verbringt. Ihre Hauptaktivitätszeit, in der sie am einfachsten zu fangen ist, erstreckt sich nur über vier Monate im Jahr: von Mitte März bis Mitte Juli.
Seit 2007 versuchen die Behörden, die Ausbreitung der Königsnatter durch Kontrollkampagnen auf Grundlage von Untersuchungen zum Verhalten der Schlange einzudämmen. „Seitdem wurden rund 20.000 Exemplare gefangen“, betont die Forscherin.
Da die Schlange aber eine so hohe Reproduktion aufweist, sind alle Maßnahmen bisher eher ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen. Aus diesem Grund verbreitet sich die Königsnatter trotz der Bemühungen zur Ausrottung der Art immer weiter auf der Insel, und Experten schließen eine mögliche Ausbreitung auf eine andere Insel nicht aus.
„Es besteht die reale Möglichkeit, dass sie versehentlich oder absichtlich auf eine andere Insel gelangt“, betont die Wissenschaftlerin und weist darauf hin, dass auf Teneriffa und Fuerteventura bereits Exemplare entdeckt und eingefangen wurden.
Der Gesamtschaden ist langfristig noch nicht abzusehen, daher appelliert die Wissenschaftlerin auch an die Bevölkerung. Jede Sichtung sollte gemeldet werden, und wer kann, soll sich gerne auch unterstützend an das Kontrollteam wenden, Freiwilligenarbeit so als Stichwort. Kontaktmöglichkeiten findet man auch auf der Webseite. – TF
Weitere Artikel zum Thema:
Die letzten 3 Monate brachten neue Rekorde beim Fang von kalifornischen Königsnattern auf Gran Canaria, vom 02.08.2025
Frisches AMAZON TOP-Angebot eingetroffen, nicht verpassen!
Alle News immer sofort auf das Handy? Jetzt unseren Telegram-Kanal abonnieren.
Jetzt auch unseren WhatsApp-Kanal abonnieren, um immer die neusten News zu erhalten!
Infos-GranCanaria.com ist auch blei BlueSky! HIER folgen!
