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Angriff auf spanische Kultur: Nachbarschaftsverein will Veranstaltungen aus der Vegueta klagen

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Las Palmas – Wir alle lieben die unbeschwerte Kultur der Gastfreundschaft und Restaurationsbetriebe in Spanien, so auch in Las Palmas. Allerdings ist dies gar nicht mehr so unbeschwert wie man denken mag. In der Vegueta (Altstadt) von Las Palmas hat sich ein Nachbarschaftsverein gegründet, der genau das ausmerzen will. Der Verein selbst behauptet er kämpfe für Gerechtigkeit, indem man gegen jede Art von Veranstaltungen vorgeht, die in der Altstadt stattfindet, sei es die Silvesternacht im Sommer oder eben auch Veranstaltungen zum Karneval oder der Tapas-Nacht (Ruta de Pinchos), die jeden Donnerstag stattfindet.

Letzteres is auch bei den Touristen sehr beliebt und die Altstadt füllt sich dann auch unter der Woche recht schnell. Der Verein hat die Absicht im Zweifelsfall auch gerichtlich eine „Lösung“ zu suchen, wenn sich aufgrund von Dialogen (a.d.R. Forderungen der Anwohner) nichts bewegt. Die Sprecherin María Valverde sagte „Wir haben uns für alles entschieden“. Im Zweifelsfall will der Verein immer Kurzfristig vor den Veranstaltungen einschreiten, wie auch letzten Mittwoch bei der Silvesternacht im Sommer, hier konnte der Verein mehr oder weniger erfolgreich einiges verhindern. Bars mussten abgebaut werden, Musikdarbietungen wurden stark eingeschränkt. Alles dank der juristischen Aktion in letzter Minute, das Fest selbst war trotzdem gut besucht.

Ein ähnliches Vorgehen gegen jede Art von Veranstaltungen die der Veranstalter AVOR (Verein für Freizeit in der Vegueta) plant, sei nicht ausgeschlossen. Der Nachbarschaftsverein prangert auch an, dass die Stadtverwaltung nicht einschreitet, beispielsweise bei der Tapas-Nacht, diese habe „gut angefangen, aber sie ist außer Kontrolle geraten, zudem der Lärm der Straßenreinigung anschließen, die in den frühen Morgenstunden ihren Arbeitstag beginnen“ sei unhaltbar für die Anwohner.

Valverde sprach auch über den Erfolg gegen die Silvesternacht im Sommer, allerdings auch mit Bedauern, denn die Maßnahmen waren zwar erfolgreich, aber die feierlustigen Besucher hat dies kaum gestört. Sie beschwerte sich darüber, dass „die Party stundenlang auf den Straßen weiter ging ein Botellón daraus wurde, es war unmöglich auszuruhen“.

Dabei will der Verein „clever“ vorgehen, man trifft sich und auch mit Anwälten, danach werden die Beschwerden von privaten Personen eingereicht. Mit mehr Aussicht auf Erfolg. Wobei dieses Vorgehen ja nun publik ist und damit eindeutig nicht mehr den privaten Personen zugerechnet werden kann. Sie (Valverde) habe auch schon eine Beschwerde gegen die Veranstaltungen zum Karneval eingereicht. Ihr Haus steht an einer der Ecken, wo ein Lautsprecherturm aufgebaut wird, „so kann das nicht sein“ sagte Sie. „Mehr als acht stunden Musik am Stück in hoher Dezibel-Zahl, zudem kann ich keine schallisolierten Fenster einbauen, da die Fassaden unter Denkmalschutz stehen“. Bei dem Punkt mit den Fenstern kann man doch tatsächlich nachvollziehen, dass man da ansetzen müsste. Hier ist tatsächlich die Politik gefragt, denn Schallschutzfenster sollten auch in Altstadt-Gebäuden ermöglicht werden.

María Valverde sagte auch, es sei „unmöglich mit dem Verein AVOR eine Vereinbarung zu erzielen, wir haben uns mehrfach mit den Leuten getroffen, auch schon in früheren Jahren. Aber wir konnten nie eine Einigung erzielen“. Der Verein verlässt sich wohl darauf, dass man die Arbeit für die ansässigen Unternehmen umsetzt und es für diese Region notwendig ist solche Festlichkeiten zu platzieren. „Aber sie repräsentieren nur die Restaurationsbetriebe und dies ist nicht der einzige Sektor“, so Valverde. Es gibt natürlich auch noch andere Geschäfte in der Vegueta, „und diese sind ebenfalls betroffen, wenn wir Unterschriften sammelten, wurden wir von vielen Händlern in der Gegend unterstützt“, sagte Sie.

Sie verlangt von den Menschen, dass diese „verstehen, dass es sich nicht um eine Laune handelt, sondern um Lebensumstände die sich sehr verschlechtert haben“.

Kommentar:
Letztendlich kann man Menschen verstehen, die einfach nur ihre Ruhe haben wollen und dafür auch einstehen, das kennt man auch von Klagen gegen Nachtlandungen von Flughäfen etc. Allerdings muss man sich immer wieder die Frage stellen, wieso bleiben die Menschen an einem Ort, der sich so verändert hat, dass man dort nicht mehr zufrieden ist, wieso ziehen Menschen an einen Ort, der dafür bekannt ist, dass hier Veranstaltungen etc. stattfinden, und zwar das ganze Jahr? Im Fall der Vegueta in Las Palmas ist z.B. der Karneval seit ewigen Zeiten fester Bestandteil des Kalenders, andere Veranstaltungen gab es auch schon immer. Manche sind neu hinzugekommen dafür manche ggf. auch wieder verschwunden. Die Kultur einer Gesellschaft wird auch genau darüber definiert. Für uns „Ausländer“ ist eben Spanien auch das unbeschwerte Leben auf den Straßen, wie dies auch für viele Spanier der Fall ist. Hier gibt es aber auch Menschen, die glauben man könne allen anderen seinen Willen aufzwingen, das ist hoffentlich nicht möglich, denn sonst muss man sich Fragen stirbt die Kultur immer weiter aus? Man kann nur empfehlen das entsprechende Gebiet zu verlassen und einen ruhigen Ort zu suchen, z.B. in einem Stadtteil wie Tamaraceite oder Las Mesas, das sagen sich Fuchs und Igel gute Nacht und man hört höchstens die Grillen in der Nacht, ach ja die kann man aber nicht verklagen, wenn es einen doch irgendwie stört… – TF

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