Kanarische Inseln – In den letzten zehn Jahren gab es auf den Kanarischen Inseln einen Zuwachs auf 32% am Anteil des BIP im Tourismus. Im Jahr 2008 lag der Gesamtumsatz noch bei 11,82 Milliarden Euro pro Jahr, im Jahr 2017 lag dieser bereits bei 15,573 Milliarden Euro. Auch die Zahl der Touristen aus dem Ausland konnte eine deutliche Steigerung von 55% verbuchen, im Jahr 2008 waren es gerade einmal 9,36 Millionen Gäste aus dem Ausland. 2017 konnten die Kanarischen Inseln aber schon 14,5 Millionen Gäste aus dem Ausland in Empfang nehmen.
Wenn man diese Zahlen so sieht, fragt man sich schon, wie es sein kann, dass dieser Sektor trotzdem nur einen Zuwachs von 3% bei der Beschäftigungszahl verbucht hat. Denn es wurden lediglich 10.136 neue Stellen dauerhaft erschaffen in diesen zehn Jahren.
Natürlich sind die Umsätze auf den Kanarischen Inseln nach dem Ausbruch der Wirtschaftskrise auch nur so stark angestiegen, weil es in anderen Reisezielen massive Probleme gab und auch teilweise noch gibt. Der Tourismus war und wird auch zukünftig der Wirtschaftsmotor der Kanarischen Inseln sein. Aber alleine Geldeinnahmen sind nicht ausreichen, die Zahl der Arbeitsplätze auf den Kanarischen Inseln müsste auch steigen, um auch die steigende Zahl der Einwohner abzudecken. Genau dies passiert aber nicht.
Es ist schon erstaunlich, dass sowohl direkte als auch indirekte Arbeitsplätze auf den Kanarischen Inseln in diesem Sektor kaum gestiegen sind, obwohl die Zahl der Besucher als auch der Umsatz einen deutlichen Sprung nach oben verbuchte. Für die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft zählen immer nur die Zahlen beim Umsatz und die Menge der Touristen, langfristig ist dies aber zu kurz gedacht, denn die Binnenwirtschaft auf den Kanarischen Inseln ist auch schwer von den Einwohnern abhängig. Wenn diese keine Arbeit finden, verarmt das Archipel letztendlich immer mehr.
Die Regierung der Kanarischen Inseln, seit jeher die Coalicion Canaria (CC) hatte es sich immer zum Leitspruch gemacht, „Wenn es keine Urlauber gibt, gibt es keinen Tourismus“, so einfach hat man sich es gemacht. Aber die Tiefgründigkeit fehlt bei dieser Herangehensweise. Aktuell ist die Wirtschaft der Kanarischen Inseln zu 35,2% vom Tourismus abhängig, damit ist der Tourismus der größte Wirtschaftszweig auf den Inseln. Dies bedeutet also, wenn dieser ins Schwanken kommt, droht den Inseln ein finanzielles Desaster. Aber nicht nur das, denn durch mangelnde Diversifizierung gibt es immer weniger Chancen einen Arbeitsplatz auf den Kanarischen Inseln zu finden, wenn nicht im Tourismus wo sonst? Da dort aber so gut wie keine Stellen entstehen, wird das Archipel trotzdem verarmen, obwohl immer mehr Geld in die Staatskasse kommt.
Ein weiteres Indiz dafür ist, wenn man sich die anderen Sektoren ansieht, die Industrie macht derzeit 6,9% des BIP aus, die Baubranche knappe 5%, beides Sektoren, in denen auch recht viele Menschen beschäftigt sind. Die Politik sollte es sich eher zur Aufgabe machen, mit den Einnahmen aus dem Tourismus dafür sorge zu tragen, dass auch die anderen Sektoren ein Wachstum erlangen, der dann zu 100% auch neue Arbeitsplätze in entsprechender Menge schafft. In allen Branchen steigen die Arbeitsplätze prozentual mit, nur im Tourismus nicht, weil hier einfach mit weniger auch mehr verdient werden kann. Den Menschen auf den Inseln hilft die jedoch nicht.
Es bleibt zu hoffen, dass die Politik dies irgendwann auch erkennt und ein Umdenken stattfinden wird, denn allein steigende Zahlen beim Tourismus bringen die Inseln auf Dauer nicht weiter. – TF