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Einzelhandel vor dem Kollaps – Keine Verkäufe und erdrückende Kosten

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Las Palmas – Die Coronapandemie trifft die Wirtschaft der Kanarischen Inseln hart, der Tourismus und die Gastronomie liegen am Boden, doch auch der Einzelhandel fällt in sich zusammen. Der Umsatzrückgang insbesondere bei Mode, Textilien und Schuhen sowie die hohen Mieten und die Weigerung der Vermieter, sich auf reduzierte Mieten zu einigen, veranlassen viele Geschäftsbetreiber zu einem drastischen Schritt, die Geschäftsaufgabe. Sei dem Ende des Alarmzustandes haben einige Geschäfte die Rollläden für immer unten gelassen. Straßenzüge verweisen und an vielen Geschäften sieht man Schilder zur Vermietung.

Es sah nach dem Ende des Alarmzustandes zunächst so aus, als könne der Einzelhandel mit einem blauen Auge davonkommen, die Verkaufszahlen stiegen wieder und man hatte Hoffnung. Doch in den letzten Wochen kippte es in die andere Richtung. Der Umsatzrückgang erreichte teils schwindelerregende Höhen und die Zahl der geschlossenen Geschäfte nimmt seither auf den Kanarischen Inseln zu.

Canarias7 war in Geschäften unterwegs und sprach mit den Menschen. Auf der Einkaufsmeile Triana in der Vegueta von Las Palmas sagte eine Angestellte eines bekannten Labels, dass „der September der schrecklichste Monat von allen war und der Oktober sieht nicht besser aus“. Laut Canarias7 wollte kaum einer einen Namen oder den Namen des Geschäftes nennen aus Angst vor Rüge.

Die Angestellte erklärte noch, dass am letzten Feiertag, der traditionell verkaufsoffen ist, „keine Menschenseele in den Läden war. Mehrmals gingen wir in andere Geschäfte, um zu sehen, ob es nur unser Problem ist oder ob es ein allgemeiner Trend war. Und ja, es gibt uns allen gleich.“

Die Einzelhändler aller Gebiete in Las Palmas von der Mesa y Lopez bis la Feria und Co. sagen alle das gleiche, „Es ist viel schlimmer als 2007“. Die meisten sagen auch, „es ist so, als wäre die Welt stehengeblieben“, der Lagerbestand vieler Geschäfte würde wohl noch bis in den nächsten Sommer reichen. „Wir verkaufen so gut wie nichts und müssen die üblichen Kosten tragen und natürlich auch die Lieferanten bezahlen“.

Die Spitze des Eisbergs?

Schilde für Vermietung oder gar zum Verlauf werden in den Hauptgeschäftsstraßen von Las Palmas immer mehr. Man hat im gesamten Sektor das Gefühl als würde die Welle der Schließungen gerade erst anfangen und es ist kein Ende in Sicht. Viel Unsicherheit macht sich breit, selbst wenn die Geschäftsleute an Weihnachten denken, sehen sie nicht klares oder gar positives. Ein Geschäftsinhaber sagte, „die Leute haben Angst Geld auszugeben, sie betreten das Geschäft, stellen Fragen und verlassen uns dann ohne etwas zu kaufen, es läuft sehr schlecht“.

Ein weiterer Angestellter sagte, dass „ohne Abendessen in den Restaurants, ohne Veranstaltungen, ohne Theater, ohne Konzerte, dafür aber alles in Telearbeit, ein Verkauf nicht möglich ist“. Er fügte hinzu, dass „früher jemand samstags zu Bummeln und einkaufen gegangen ist, weil er am Abend dann ins Restaurant um die Ecke ging, auch das Geschäft haben wir eingebüßt“. Er habe eine Kundin gehabt, die ihm sagte, dass „sie sonntags wieder in die Kirche geht, weil es die einzige Gelegenheit ist, sich etwas schick zu machen“.

Der Umsatzrückgang liegt bei vielen Geschäfte zwischen 20 und 30 Prozent, bei Bekleidungsgeschäften teilweise gar bis zu 76 %! Eine Verkäuferin aus der Nähe der Triana sagte, dass „wir früher Tage hatten, da mussten wir Bündel mit 1.000 oder 1.2000 Euro zur Bank bringen, heute gibt es einige Tage, an denen wir nicht einen einzigen Euro irgendwohin bringen können“.

Es mangelt an Unterstützung

Obwohl es offensichtlich ist, dass die Branche leidet, mangelt es an Unterstützung. Weder Vermieter noch Verwaltung zeigen Interesse daran. Vermieter reduzieren die Mieten nicht, obwohl diese genau wissen, dass nichts mehr verkauft wird. Zudem sind viele zugesagte Hilfen von den Verwaltungen für den Einzelhandel bisher nicht eingetroffen. Viele Unternehmer mit denen Canarias7 gesprochen hatte, stimmten zu, dass man die Verträge der Geschäfte bald kündigen wird. Ein anderer Geschäftsmann beklagte auch, dass „am 20. dann die Zahlungen für die Steuern wieder fällig werden, es war ja gerade Quartalsabrechnung, ich weiß gar nicht wie wir das alles machen sollen“.

Ein anderer Betreiber auf der Triana sagte, dass es „früher so war, wenn ein Geschäft geschlossen wurde, dann wollten gleich zwei neue aufmachen, oder wenn zwei geschlossen wurden, dann kamen gleich vier, die Interesse hatten. Heute aber bleiben die Geschäfte leer. Das sagt viel aus, denn damit entfallen auch Investitionen, dies wiederum belegt, dass auch dort ein Stillstand herrscht“.

Der Präsident der Zone Triana, Carlos Bethencourt sagte, dass „zwei geplante Geschäftseröffnungen auf der Triana, die von Multiópticas und Inditex (Zara, Bershka und Co.) nicht stattfinden, man hat die Investitionen eingestellt“. Er sagte zwar auch, dass die Zone noch besser dasteht, als andere Gebiete in der Stadt. Aber er sieht auch viele Probleme durch die Stadtverwaltung. In Las Palmas wurden immer noch nicht die Genehmigungen für die Erweiterungen der Terrassen vergeben, etwas das mehr Menschen in die Zone locken würde, so sieht es der Präsident zumindest. „Der Stadtrat sieht nicht das Zusammenspiel zwischen Gastronomie und Einzelhandel, beides geht Hand in Hand, wenn die Gastronomie funktioniert, dann profitiert auch der Handel davon, ich verstehe nicht, wieso die Stadt dies nicht erkennt. Ich denke, Las Palmas ist die einzige Stadt in Spanien, in der diese Genehmigungen noch nicht erteilt wurden“.

Er bemängelt auch, dass die jährlichen Subventionen für die Handelszonen noch nicht bezahlt wurden. Jedes Jahr bekommen diese zwischen 30.000 und 45.000 Euro. „Mit dem Geld könnten wir viel tun, aber derzeit wissen wir gar nichts darüber“. Man würde damit beispielsweise die Digitalisierung der Triana vorantreiben wollen. Eine einheitliche Plattform für den Onlinehandel für alle Geschäfte der Zone erstellen, aber das kostet viel Geld, etwas das derzeit nicht vorhanden ist. Hier eine kleine Übersicht der Geschäfte auf der Triana.

Wie man an den Beispielen der befragten Personen sehen kann, ist der Einzelhandel nach dem Tourismus, der Freizeitbranche und der Gastronomie der nächste Sektor auf den Kanarischen Inseln der in sich zusammenfällt. Wenn nicht bald wieder etwas „Normalität“ und Geld in diese ganzen Branchen kommt, dann wird womöglich nichts mehr zu retten sein. Und über Jahre hinweg wird sich nicht so schnell wieder aufbauen. – TF

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