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Studie warnt: COVID-19 löst nicht nur körperliche Gesundheitsprobleme aus

Kanarische Inseln – Der Verband der psychischen Gesundheit der Kanarischen Inseln warnt vor den psychologischen Folgen der Corona-Pandemie. Das Coronavirus hat die körperliche Gesundheit von hunderttausenden Menschen in Spanien beeinflusst, aber etwas wurde außer Acht gelassen, die geistige Gesundheit. Es gibt einen massiven Anstieg der psychischen Probleme. Insbesondere bei Angstzuständen und psychischem Stress, diese beiden Fälle haben in der Bevölkerung exponentiell zugenommen. Menschen, die vor dem Alarmstatus unter einer dieser beiden Probleme litten, haben durch den Alarmzustand und die Zeit danach noch schwerwiegendere Probleme bekommen.

Der Präsident des Verbandes auf Landesebene, Nel González sprach mit EFE über die aktuelle Situation. „Auch wenn Angstzustände und Stress schon vor der Pandemie zu den häufigsten Problemen gehörten, haben die Ungleichgewichte im täglichen Leben diese Fälle noch weiter in die Höhe schnellen lassen, was nicht zu unterschätzen ist, da diese chronisch werden können“.

Laut einer aktuellen Studie des Zentrums für biomedizinische Forschung im Bereich der psychischen Gesundheit (Cibersam) der Carlos III Gesundheitsinstitutes hatten 65 % der Spanier Angstsymptome oder depressive Symptome aufgrund der Einschränkungen im Leben.

„Es gibt in der Tat Anzeichen dafür, dass die Auswirkungen von COVID-19 nicht auf Todesfälle und körperliche Gesundheit beschränkt bleiben, sondern eindeutig auch Auswirkungen auf die geistige Gesundheit bestehen“, sagt Eduard Vieta, der Direktor des Cibersam. Die Situation sei zwar aktuell anders als zur Zeit des totalen Lockdown in Spanien, aber es gibt noch immer Einschränkungen, das verursacht diese Störungen. Laut Vieta leiden 25 % der Spanier im „Normalfall“ einmal im Leben an einer psychischen Störung.

Auch die täglichen Abläufe haben dazu beigetragen, dass Gewohnheiten verändert wurden und auch dies kann zu psychischen Störungen führen, so die Wissenschaftler. Schlafmuster veränderten sich und der Einfluss der Medien wurde stärker, da man ja kaum etwas anderes zu tun hatte.

Psychische Erkrankungen verschlimmern sich in der Regel

Selbst schlimmere psychische Erkrankungen haben sich während der Pandemie verstärkt. Beispielsweise seien Menschen mit Schizophrenie zusätzlich mit weiteren Angstzuständen in Behandlung, die eben aufgrund der Angst vor dem Virus keinen Arzt mehr aufgesucht haben.

Man kann also deutlich feststellen, das Menschen mit psychischen Vorerkrankungen während des Lockdown und auch danach durch die Einschränkungen schlimmer erkranken. Nur bei der klassischen Depression scheint die Situation anders zu sein. Menschen mit der Krankheit „gingen in den Lockdown und diesen geht es noch wie zuvor“, sagt Vieta.

Menschen mit Phobien jeder Art haben diese noch stärker ausgeprägt, dies ist auch ein großes Problem für die Zukunft.

Obwohl die Zunahme der psychischen Störungen und Erkrankungen belegbar ist, haben die Konsultationen bei den Spezialisten abgenommen. Entweder, weil die Menschen schlichtweg Angst vor Ansteckung haben, oder weil manche Zentren aufgrund der Vorgaben keine Kapazitäten für psychische Termine bereitstellen.

Die Aussicht für die Zukunft scheint schwer, denn laut Vieta hängt „dies von der Entwicklung der Pandemie ab. Menschen sind in der Lage eine ungünstige Situation zu überstehen, aber wenn diese Monate oder gar Jahre anhält werden wir einen massiven Anstieg von psychischen Erkrankungen feststellen“. Das Hauptproblem ist, „diese gesundheitlichen Probleme haben keinerlei Priorität“, so Vieta abschließend.

Eine andere Studie kam übrigens zu dem Schluss, dass jeder Euro, der in die psychische Gesundheit eines Menschen investiert wird um das Fünffache zurück in das Gesundheitssystem kommt. Evtl. Ist hier ein Umdenken in der Gesundheitspolitik erforderlich.

Auf den Kanaren

Der Verband der psychischen Gesundheit der Kanarischen Inseln sagt, dass es auf den Kanarischen Inseln aktuell mehr als 670.000 Menschen mit psychischen Störungen gibt, im Jahr 2019 hatten nur 9 % davon Zugang zu sozialer, gemeinschaftlicher und psychologischer Versorgung. Daher fordert der verband die Politik auf, mehr Ressourcen, insbesondere im Gesundheitsbereich, aber auch auf pädagogischer und sozial-beruflicher Ebene bereitzustellen.

37 % der Menschen mit psychischen Störungen auf den Kanarischen Inseln haben aktuell keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Auch hier müsse es laut Verband mehr Förderungen geben. – TF

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