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Der Milchproduzent JSP ist durch Missmanagement in die aktuelle Situation geraten

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Kanarische Inseln – Der Milchproduzent JSP hat keine guten Voraussetzungen, um das Insolvenzverfahren zu überstehen, man ist völlig unterkapitalisiert. Eine Folge des Missmanagements der letzten 10 Jahre. Es begann in der letzten Wirtschaftskrise im Jahr 2008, seither hat sich die Situation in dem Unternehmen stetig verschlechtert. Zwischen 2008 und 2016 hat sich der Gewinn des Unternehmens von 3 Millionen Euro pro Jahr auf einen Verlust von 9 Millionen Euro pro Jahr gedreht.

Der Rückgang der Milchmenge und der daraus resultierende Rückgang der Einnahmen hat sich im Jahr 2011 durch den Handelskrieg der Supermärkte verschärft. Der Startschuss des Handelskrieges erfolgte durch die erneute Übernahme von HiperDino (DinoSol-Gruppe) durch die Brüder Domínguez und der Eintritte der großen Ketten wie Mercadona und Lidl.

Die Milchpreise wurden daraufhin immer weiter nach unten gedrückt, sowohl der Umsatz von JSP als auch der von anderen Milchproduzenten ging erheblich zurück. Verschlimmert hat sich die Situation noch, durch den Anstieg der Rohstoffpreise. 2008 machte JSP noch einen Umsatz von 125 Millionen Euro, 2011 waren es nur noch 91,7 Millionen Euro. 2011 war der Gewinn von JSP auf nicht einmal 630.000 Euro eingebrochen. Es wurden jedoch nie Maßnahmen ergriffen, um gegen diese Verluste zu steuern. Weder gab es Umstrukturierungen im Unternehmen als Ganzes, noch bei den Mitarbeitern. Der Konzern zählte damals noch zu den Unternehmen der Kanaren, welches die mit „höchsten Löhne auf dem Markt zahlte“.

Seit 2014 ging es rapide nach unten

Seither brach der Umsatz immer weiter ein, 3,6 Millionen Euro Verlust im Jahr 2014, 2,2 Millionen Euro Verlust im Jahr 2015 und 10,4 Millionen Euro Verlust im Jahr 2016. Im Jahr 2016 hatte das Unternehmen bereits einen Schuldenberg von 42 Millionen Euro angesammelt. Aktuell stehen 55 Millionen Euro auf der Schuldenampel des Konzerns.

2017 hatte das Unternehmen die Chance die Molkerei Cegan für 18 Millionen Euro an den Konzern Kaiku zu verkaufen. Dies ist jedoch nicht passiert, und könnte als der Grundstein für die eigentliche finanzielle Schieflage des Unternehmens angesehen werden. Das Unternehmen hätte sich neue Liquidität verschafft und einen Großteil der Schulden begleichen können.

Jetzt hängt vieles auch von den Banken ab. Hier insbesondere der Santander. Diese muss einem Schuldenschnitt von 50 % zustimmen, dann würde der angekündigte Investor die Chance haben, das Unternehmen zu retten. Letztendlich würde JSP als Industrieunternehmen rentabel arbeiten, aber der aktuelle Schuldenberg erdrückt den Konzern. Die Zinsen werden jedes Jahr mehr. Wenn die Verhandlungen glücken, dann kann JSP gerettet werden, so die Einschätzung von Branchen-nahen Experten. – TF

Weitere Artikel zum Thema:
Größter Milchkonzern der Kanaren (JSP) steht vor der Insolvenz!, vom 01.04.2021
Hiperdino: Preiskampf und über 880 neue Mitarbeiter!, vom 29.10.2012
Hiperdino wird wieder kanarisch, vom 06.10.2012

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