Gran Canaria – Seit Wochen steigt der Strompreis an der Strombörse in Spanien massiv an, es gab zwischen September 2020 und September 2021 eine Preissteigerung von über 200 %. Diese Preissteigerung versucht die Regierung mit diversen Maßnahmen zu drücken, darunter die Senkung der MwSt. (IVA) und auch die Senkung der allgemeinen Stromsteuer, trotzdem scheint bisher kaum etwas wirklich zu helfen. Warum die Preise so explodieren ist noch nicht ganz klar. Stromkonzerne geben an, dass man im Frühjahr mit sinkenden Preisen rechnet. Dies hilft aber den Menschen aktuell nicht weiter, auch nicht den Geschäftsbesitzern.
Besonders stark betroffen ist das Gastgewerbe, welches schon durch die Corona-Pandemie massive Verluste einstecken musste, nun kommt also gleich die nächste Katastrophe auf das Gastgewerbe zu. Man rechnete damit, dass die Stromrechnungen im Gastgewerbe um etwa 50 % steigen werden, dem ist aber nicht so. Die Realität zeigt, dass die Stromrechnungen um bis zu 200 % gestiegen sind.
So sieht in Playa del Inglés aus
Der Besitzer des Restaurants „El Poncho“ in Playa del Inglés, Álvaro Jiménez, erklärte bei Canarias7, dass seine Stromrechnung binnen zwei Monaten von 959,59 Euro auf nun satte 2.587,29 Euro angestiegen ist. Durch die Corona-Pandemie hat er einen Verlust von etwa 300.000 Euro eingefahren, die er nur danke eines staatlichen ICO-Kredites auffangen konnte. Die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie sind ja noch nicht vorbei und nun der nächste Hammer. „Sie lassen uns anscheinend nicht aus dem Loch heraus“, so Álvaro. Er erklärte auch, dass der Stromverbrauch im Gastgewerbe mit dem eines Eigenheims nicht vergleichbar ist. Dieser sei „linear und fällt auch immer an, ob nun Gäste da sind oder nicht“. Logisch, denn Geräte müssen immer eingeschaltet sein, Kühlungen laufen etc. „Soll ich künftig bei jedem Kunden eine halbe Stunde warten, bis die Kaffeemaschine hochgeheizt ist und diese zwischendrin immer abschalten?“, fragt sich Álvaro.
Natürlich hat das Geschäft im letzten Monat leicht angezogen, aber dies macht keinen Preisanstieg von 1.500 Euro bei der Stromrechnung aus, erklärt Álvaro weiter. Er versichert, dass der Energieverbrauch nahezu identisch ist, ob er nun 10 oder 200 Gäste bewirten muss. „Die Stromrechnung verhindert Investitionen in das Geschäft“, man wollte eigentlich neue Tischwäsche und Geschirr anschaffen oder auch ein paar Renovierungen tätigen. „Ich verdiene nicht nur weniger, sondern muss auch Entscheidungen in dieser Hinsicht verschieben. Die Entwicklung des Strompreises ist unvorhersehbar, weil es an manchen Tagen Steigerungen und an anderen Tagen Preisverfälle gibt, man muss auf alles vorbereitet sein“.
Obwohl durch den gestiegenen Strompreis auch die Kosten für seine benötigten Lebensmittel gestiegen sind, versucht er die Preise für die Speisekarte zu halten. „Ich kann nicht riskieren, die Preise zu erhöhen. Es ist eine riskante Strategie, die dazu führen kann, dass ich Kunden verlieren würde, also muss ich an dem festhalten und ertragen, was kommt“, sagt Álavro. Er ist davon überzeugt, dass „wir durchhalten“. Er geht von einer deutlich besseren Wintersaison aus, die dazu beitragen wird „aus dem Corona-Schlagloch herauszukommen“.
So sieht es in Las Palmas aus
Auch andere Gastronomen erklären bei Canarias7, dass sie deutlich gestiegene Stromrechnungen erhalten haben. So wie in Las Palmas, dort, wo eine Cafeteria in einem Einkaufszentrum nun anstelle 500 Euro im Monat ganze 1.000 Euro im Monat zahlen muss (Keine Angaben zur Lokalität, da man Angst hat). Allein zwischen Juli und August steig der Preis pro Kilowattstunde von 0,098 Cent auf 0,20 Cent an. Hier wird auch noch angemerkt, dass nach der Corona-Pandemie und dem steigenden Strompreis sowie die daraus resultierenden höheren Lebensmitteekosten nun auch noch der Mindestlohn steigt. „Wir müssen all das nach Corona ertragen“, heißt es. Hier hatte man sogar schon investiert und will deshalb „nicht das Handtuch werfen“. Man rechnet vor, dass eine Rentabilität von 5 % in der Gastronomie kaum mehr möglich ist. Auch hier hat man Angst vor Preiserhöhungen auf der Speisekarte, „ich könnte Kunden verlieren, jetzt ist die Zeit gekommen noch mehr Stunden für noch weniger Geld zu arbeiten“. Man will von 10 bis 12 Stunden am Tag auf nun 14 bis 16 Stunden pro Tag aufstocken, damit diese Zusatzkosten aufgefangen werden können. Aber auch hier hofft man darauf, dass in den kommenden Monaten eine Besserung der allgemeinen Situation eintritt.
Meinung
Letztendlich wird kein Geschäftsinhaber drumherum kommen, irgendwann die Preise anzuheben, sollte sich die Lage am Strommarkt nicht wieder entspannen. Die Kosten müssen irgendwoher kommen, auch müssen fast alle, die nun noch da sind, die Rettungskredite zurückzahlen, auch das Geld muss irgendwoher kommen. Man muss also damit rechnen, dass die Preise unweigerlich steigen werden, oder es verschwinden noch mehr Geschäfte als man dies ohnehin schon erleben konnte. – TF
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