Telde/Las Palmas – Die Aufarbeitung der Franco-Diktatur geht auch auf Gran Canaria weiter. Laut mündlichen Überlieferungen sollen zwischen März und April 1937 etwa hundert Menschen zur „Sima Jinámar“ gebracht worden sein, dort wurden diese dann getötet und in die Sima geworfen. Die Sima Jinámar ist eine uralte vulkanische Röhre und deren Inspektion wird von den beiden Experten des historischen Erbes von Gran Canaria, Xavier Velasco und José Guillén durchgeführt.
Beide waren gestern in dieser Vulkanröhre, um eine erste Bestandsaufnahme zu machen, man wollte feststellen, ob tatsächlich menschliche Überreste in der tiefen Röhre zu finden sind. Sedimente und Ablagerungen, die nun fast 100 Jahre lang in der Röhre angehäuft wurden, erschweren diese Arbeit natürlich. Aber beide haben einen Knochen mitgebracht, dieser könnte menschlich sein. Nach dem ersten Eindruck glauben beide, dass möglicherweise zwischen einem und zwei Meter unter den Sedimenten weitere Funde gemacht werden könnten.
Der gefundene Knochen soll jetzt analysiert werden. Danach findet eine weitere Untersuchung an der Oberfläche der Sima statt. Man will feststellen, ob dort tatsächlich Menschen getötet wurden. Dazu will man archäologisch vorgehen und schichtweise die Umgebung untersuchen, man erhofft sich ggf. Patronenhülsen zu finden, was die mündlichen Aussagen dann bestätigen würden. Diese ersten Arbeiten könnten, lauf Velasco, noch in diesem Jahr beginnen.
Es gibt aber auch Hindernisse neben den Sedimenten. Über Jahre wurde Müll in diese Röhre geworfen, dieser behindert die Arbeiten massiv und muss auch zunächst entfernt werden. Die Sima Jinámar gilt seit dem Jahr 1996 als kulturelle Stätte von besonderem Interesse (BIC).
Die letzten Menschen, die die Sima Jinámar begutachtet haben, waren Experten der Guardia Civil, die damals nach den Leichen von Yeremi Vargas und Sara Morales gesucht haben, aber diese dort auch nicht finden konnten. Man fand menschliche Überreste, von mindestens 5 Menschen, die ins kanarische Museum verbracht wurden. Dort wurden diese untersucht, darunter auch ein Schädel mit einem Einschussloch, diesen konnte man bis heute aber keiner Person zuordnen.
Es mangelt an DNA-Proben
Die Zuordnung von Knochenresten aus der Franco-Diktatur stellt sich immer als kompliziert heraus. Oft mangelt es an DNA-Proben von Nachkömmlingen der Opfer. Beispielsweise konnten nur 7 der 14 erschossenen Männer, die 2019 in Tenoya (Arucas) geborgen wurden, konnten identifiziert werden. Auch von den 24 Leichen, die ein paar Jahre zuvor aus dem Brunnen geborgen wurden, konnten nur 7 identifiziert werden. Derzeit liegen 150 DNA-Proben von Verwandten ersten und zweiten Grades vor, die als Vergleich dienen können. Es gibt einen Aufruf an andere, weitere DNA-Proben bereitzustellen, damit ggf. noch mehr Leichen identifiziert werden können. – TF
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