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Langzeitarbeitslosengeld ab 45 Jahren? Kritik der kanarischen Wirtschaft!

Der Vorschlag stammt von Ministerin Díaz.

Lesedauer 4 Minuten

Spanien – Es gibt die Pläne, das Langzeitarbeitslosengeld in Spanien bereits für Menschen im Alter ab 45 Jahren zugänglich zu machen. Bisher ist dies erst für Personen im Alter ab 52 Jahren möglich. Das Langzeitarbeitslosengeld kann beantragt werden, wenn das normale Arbeitslosengeld ausgelaufen ist oder es nicht beantragt werden kann. Es wird bis zum Renteneintrittsalter gezahlt, wobei diverse Kriterien erfüllt werden müssen. Der Vorschlag kommt von Arbeitsministerin Díaz, wird jedoch von Wirtschaftsministerin Calviño abgelehnt.

Die Unternehmensverbände CCE aus Las Palmas und CEOE aus Teneriffa warnen nun vor den zusätzlichen Schwierigkeiten, die es bedeuten würde, um auf den Kanarischen Inseln überhaupt noch Mitarbeiter zu finden.

Obwohl auf den Kanarischen Inseln offiziell 173.100 Menschen als arbeitslos registriert sind, das entspricht einer Quote von 15,2 %, finden Unternehmen auf den Inseln immer schwieriger Arbeitskräfte, dies zieht sich durch alle Branchen. Die Regelung des Langzeitarbeitslosengeldes macht es immer schwerer, wie ein aktuelles Beispiel aus der Stadt Arucas auch zeigt. Die Stadtverwaltung wollte 16 Stellen für die Stadtreinigung besetzten. Die Verträge hatten eine Laufzeit von 6 Monaten und boten ein Gehalt von knapp 1.200 Euro Brutto im Monat. Jeder Arbeitslose, der kontaktiert wurde, lehnte die Stelle ab. Alle Menschen die kontaktiert wurden erhalten dieses Langzeitarbeitslosengeld, der auch mit dem Ingreso Minimo Vital kombinierbar ist. Damit bekommen die Menschen knapp 700 Euro im Monat ausgezahlt, „es macht also keinen Sinn, dass die arbeiten, um nur geringfügig mehr zu verdienen“, gab die Stadtverwaltung selbst an. Hinzu kommen wohl noch ein paar, die etwas Schwarzgeld verdienen und damit kommen diese Menschen sehr gut zurecht, verglichen mit einem Vollzeitjob.

Das sagen CCE und CEOE zum Langzeitarbeiotslosengeld

Der Vizepräsident von CCE, José Cristóbal García erkennt zwar an, dass es Altersgruppen gibt, die kurz vor der Rente stehen und für die es dann besonders schwer ist, sich nochmals umzuorientieren, wenn man den Arbeitsplatz verliert, dafür seien diese Hilfen auch gedacht, jedoch nicht für „Menschen in erwerbsfähigem Alter, die mit aktiven Maßnahmen und Anleitungen in den Arbeitsmarkt zurückkehren können, unabhängig davon, ob die als Arbeitnehmer der Selbstständige tätig sind“. Man stehe für eine „aktive Politik, die die Eingliederung in den Arbeitsmarkt ermöglicht, aber nicht für Subventionen“, so der Vize weiter. Er hat aber noch ein weiteres Problem ausfindig gemacht, denn „obwohl die Zahl der Beschäftigung um 6 % gestiegen ist, ist die Zahl der geleisteten wöchentlichen Arbeitsstunden um 32 Millionen gesunken“, dies führt er auf die exorbitant hohe Fehlquote auf den Kanaren zurück.

Für ihn ist eine Annäherung der Subventionen an den Reallohn eher der falsche Weg und dies würde es noch weiter erschweren, Arbeitskräfte zu finden. Im gleichen Sinne äußerte sich der Präsident des Wirtschaftsverbandes CEOE, Pedro Alfonso. Er denkt, dass es „notwendig ist, Verbesserungen in der aktiven Beschäftigungspolitik einzuführen, um Arbeitslosen bei der Rückkehr in den Arbeitsmarkt zu helfen“. Auch er denkt, dass es Menschen gibt, die ab einem gewissen Alter mehr Unterstützung benötigen. „Es macht keinen Sinn, dass Leute mit Erfahrung verloren gehen, weil ihnen eine bequemere Lösung angeboten wird, als zur Arbeit zu gehen“, so sein Fazit dazu.

„Wir machen etwas falsch, wenn wir bei 173.000 Arbeitslosen keine neuen Mitarbeiter finden“, so sein abschließendes Statement.

Unsere Meinung zum Langzeitarbeitslosengeld:

Besonders der letzte Satz bietet einen guten Einstieg dazu etwas zu sagen, denn wenn man etwas falsch macht, muss man nicht gezwungenermaßen bei den anderen Nachfragen, was diese Ändern sollten oder müssen, damit es mir persönlich wieder besser geht. Man sollte man vor der eigenen Tür schauen, wo evtl. eine Verbesserung oder Veränderung etwas bewirken würde. Ein Ansatz ist an der Stelle die „Work-Life-Balance“. Die Idee weniger Stunden für den gleichen Lohn zu arbeiten ist nicht neu und wird auch immer mehr umgesetzt. Auf den Kanaren ist dies jedoch meist umgekehrt der Fall. Mehr arbeiten, für weniger Geld. Damit eröffnet man selbst diese „bequemen Lösungen“ für die Menschen.

Ein weiterer Aspekt ist der Lohn selbst, wenn man für einen harten Job, der die Straßenreinigung sein kann, gerade einmal 1.200 Euro brutto angeboten bekommt, aber davon Miete und Lebensunterhalt zahlen muss, sagt man sich schnell, nein, das ist es nicht wert. Immerhin steigen die Mieten fast jährlich um bis zu 10 %, die Löhne, wenn es denn viel ist, nur um 2-3 %. Dieses Verhältnis allein wird schon dazu führen, dass in der Zukunft keiner mehr freiwillig arbeiten gehen wird. Das System muss umgedacht werden. Wenn man sich an einen „Lohn“ von 700 Euro im Monat gewöhnt hat, ggf. schon Eigentum besitzt, dann ist das eine gute Alternative zum harten Knochenjob für ein paar Euro mehr im Monat und das sollte die Wirtschaft sich mal selbst vorhalten anstelle dies bei Politik oder den Menschen als „Fehler“ zu suchen. – TF

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