Kanarische Inseln – Die Thomas Cook Pleite von gestern wird uns wohl noch einige Zeit begleiten, allerdings gibt es teilweise auch gute Nachrichten. So wurde vermeldet, dass die skandinavische Tochter Thomas Cook Airlines Scandinavia (Vinggruppe) ab dem heutigen Tag wieder den Geschäftsbetrieb aufnehmen wird und von den wichtigsten Flughäfen in Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland wieder die Ziele Gran Canaria, Teneriffa und Fuerteventura anfliegen wird. Das gibt auch Hoffnung, dass sich bei Condor in Deutschland etwas machen lässt, um die Fluggesellschaft zu retten. Thomas Cook Airlines Scandinavia bringt beispielsweise 50% aller Touristen aus Norwegen nach Gran Canaria, eine enorme Menge.
Thomas Cook Northern Europe hatte gestern durch die Pressesprecherin Charlotte Hallencreutz schon bekannt gegeben, dass man „nicht bankrott gegangen sei und die für die Zukunft geplanten Operationen und Flüge weiterhin wie geplant durchführen würde“. Sowohl die Fluglinie in Nordeuropa als auch der Veranstalter in Nordeuropa zählen zu den profitabelsten Unternehmensbereichen der Thomas Cook Gruppe. Ebenso steht es um Condor, die Fluggesellschaft macht stetig Gewinne.
Der Vorsitzende der Ving-Gruppe, Magnus Vilkner, bestand darauf, dass man „seinen Weg fortsetzen wird“, denn die „Verantwortung liegt in den nordischen Ländern“, auch wenn man von der „Insolvenz des Mutterkonzerns betrübt ist“.
Die nordische Fluggesellschaft von Thomas Cook besitzt 13 Flugzeuge und hat die Hauptbasis in Kopenhagen, sowie weitere Basen in Oslo, Stockholm, Göteborg, Malmö, Billund und Helsinki. Zu den Marken der Vinggruppe gehören die Veranstalter Ving, Globetrotter, Spies und Tjäreborg, eigene Hotelketten gibt es auch, darunter Sunwing, Ocean Beach Club und Sunprime Hotels. Die Nordeuropäische Gruppe ist seit 2007 Teil der Thomas Cook Gruppe hat aber in einem gewissen Rahmen Unabhängigkeit beibehalten, das kommt der Gruppe nun zugute. Im Jahr bringen es diese Unternehmensbereiche auf etwa 1,6 Millionen Touristen.
Negative Informationen erreichen uns hingegen aus der kanarischen Hotelbranche, denn dort drohen nun Millionenverluste, teilweise ebenfalls Insolvenzen. Der gesamte Sektor könnte ins Wanken geraten. Etwa 30.000 Gäste sitzen derzeit auf den Kanaren fest, 2.000 wurden gestern schon per Nottransport nach Hause gebracht. Für diese ganzen Touristen ist die Hotelrechnung nicht bezahlt, ebenso für alle Gäste von Thomas Cook die binnen der letzten 4 bis 8 Wochen abgereist sind, so lange dauert nämlich die Bearbeitung der Zahlung an die Hotels. Bedeutet also, dass man auf Rechnungen sitzt, die bis Mitte Juli zurückreichen. Die Gesamtsumme der offenen Posten wird derzeit auf 140 bis 160 Millionen Euro geschätzt.
Auf Teneriffa gibt es den größten Schaden, nach aktuellem Stand sind dort offene Rechnungen in Höhe von 41 Millionen Euro in den Büchern. Gran Canaria folgt mit 28 Millionen Euro und die beiden Inseln Fuerteventura und Lanzarote haben 24 Millionen Euro offene Rechnungen bei Thomas Cook in den Büchern. Selbst die kleine Insel La Palma verliert vermutlich rund 4 Millionen Euro. Alles zahlen die derzeit geschätzt werden, da man auch nicht weiß, was aus er Insolvenz noch herauszuholen ist.
Die Verluste für die Zukunft aufgrund der Stornierungen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Gerade jetzt vor der Hochsaison ist es fraglich, ob diese Verluste überhaupt ausgeglichen werden können, denn die meisten Menschen sind mit der Urlaubsplanung für dieses Jahr fertig. Laut FEHT gibt es Hotels und Resorts, die exklusive Verträge mit Thomas Cook hatten, diese Unternehmen stehen vor dem Kollaps, denn es gab weder Geld seit Juli, noch wird es Geld in der Zukunft geben, sofern keine Alternativen gefunden werden. Solche exklusiven Verträge sind in der Branche nicht unüblich, wollen sich die Veranstalter doch die besten Chancen für die Unterkünfte sichern.
Der Verband rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitslosen im Tourismus in den kommenden Monaten steigen wird, denn der schwere Schlag kann und wird nicht abzufangen sein. Die Priorität sollte laut Verband nun darin liegen die Luftverbindungen so schnell wie möglich wieder zu erhöhen, denn ohne diese Luftverbindungen funktioniert der Tourismus nicht. – TF
Weitere Artikel zum Thema:
Thomas Cook ist insolvent – Condor fliegt jedoch weiter – UK am schlimmsten betroffen, vom 23.09.2019
Thomas Cook strauchelt – Condor und andere Airlines des Unternehmens gefährdet – Gefahr auch für die Kanaren, vom 19.09.2019