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Spanische Tourismus-Ministerin: Spanien will den Sektor nicht im Stich lassen

Spanien – In einem Interview mit der Tageszeitung El Pais (per Videokonferenz) sprach die spanische Ministerin für Tourismus, Industrie und Wirtschaft, Reyes Maroto über die Lage in dem für Spanien so wichtigen Sektor. Niemand kann ausschließen, dass es längere Einschränkungen geben wird, wie z.B. der physische Abstand zu anderen Menschen an Orten mit hoher Frequentierung, wie Strände beispielsweise. In der Osterwoche verliert der Sektor allein 18 Milliarden Euro. Daher hat El Pais einige Fragen dazu an die Ministerin gestellt, zudem sprach man über die anderen Industriezweige und mögliche Hilfen:

Frage: Vor kurzem sprachen alle über den Tourismusboom, nur wurde dieser abrupt gestoppt, wie wird sich der Sektor davon erholen?

Antwort: Die Cornakrise hat den Tourismussektor früher getroffen als alle anderen und diese wird auch erst später überwunden sein. Dies hat zwei Gründe: eingeschränkte Mobilität und das Vertrauen in die Sicherheit des Reiseziels. Wir arbeiten bereits mit dem spanischen Tourismusrat an verschiedenen Ausstiegsszenarien. Anmerkung, im Tourismusrat sitzen Vertreter der autonomen Gemeinschaften, Arbeitgeber und Arbeitnehmerverbände

F: Hat Ihr Ministerium die Auswirkungen der Krise bereits berechnet?

A: Es ist schwer, denn es gibt sehr viel Unsicherheit. Einige Agenturen haben Prognosen abgegeben, aber die Berechnung ist sehr schwierig, da diese auch von der Dauer der Gesundheitskrise abhängt. Wir müssen sicherstellen, dass der Tourismussektor über ausreichende Hilfen verfügt, um länger als andere Sektoren aushalten zu können. Wir befürchten, dass das Geschäftsgefüge verloren geht. Das erste Dekret konzentrierte sich auf den Tourismus, und wir haben bereits eine zweite Tranche über 20 Milliarden Euro an ICO-Krediten nachgelegt, wobei der Schwerpunkt auf Autonomos und kleinen Betrieben liegt, die machen 90 % des Sektors aus. Die mangelnde Liquidität ist etwas das uns am meisten beunruhigt.

Hilfen für den Sektor

F: Diese Hilfen sind doch allgemein, gibt es bestimmte für den Sektor?

A: Das erste Dekret wahr überwiegend für den Tourismus, denn wir haben die Kreditlinie, die für Thomas Cook bestimmt war von 200 Millionen auf 400 Millionen erweitert. Wir haben viele Maßnahmen gebilligt, die dem Tourismussektor zugutekommen: die Kurzarbeit (ERTE) oder die Aufschiebung der Steuer sowie das Moratorium der Sozialversicherungsbeiträge. Wir analysieren jedoch weiterhin Maßnahmen, da der Ausstieg für den Tourismus aus der Krise langsamer fortschreiten wird. Wir haben Vorschläge von Sozialpartnern erhalten und möchten ihnen sagen, dass die Regierung den Sektor nicht im Stich lassen wird. Dieser Sektor war unser Schlüssel zum erfolgreichen Ausstieg aus der Wirtschaftskrise von 2008.

F: Wie wird die Rückkehr zur „Normalität“ aussehen?

A: Wir werden uns auf zwei wichtige Konzepte stützen. Erstens das des sicheren Reiseziels aus gesundheitlicher Sicht. Spanien muss sich neu positionieren, die Sicherheit wird Gegenstand der Kampagnen sein, die wir durchführen werden. Zweitens werden wir in diesem Jahr versuchen den nationalen Tourismus zu stärken, weil sich die internationalen Märkte auch erst erholen müssen. Wenn wir erfolgreich sind, wird die Erholung des Sektors einfacher und schneller gehen. Wir schauen auch nach Frankreich und Portugal als Quellenländer, denn wir glauben, dass der Tourist zunächst das Auto nutzen wird, um zu reisen, denn dies gibt ihm Sicherheit.

Erwartungen für dieses Jahr

F: Letztes Jahr haben 87 Millionen Touristen aus dem Ausland Spanien besucht, was wird dieses Jahr passieren?

A: Die Entwicklung der Gesundheitskrise ist weltweit sehr unterschiedlich. Die Stimulierung des nationalen Tourismus wird an erster Stelle stehen. Der internationale Tourismus wird uns mehr kosten, wir sind von der Entwicklung der Pandemie abhängig und wir müssen bei der Wiedereröffnung des internationalen Tormus auch garantieren, dass die Person, die nach Spanien kommt, eine sichere Person ist. Die Rentabilität des Sektors wird zweifelsfrei beeinträchtigt, da wir nicht in der Lage sein werden, diese 87 Millionen Touristen zu mobilisieren. Daher ist die Bedeutung des nationalen Tourismus besonders hoch.

F: Wie soll die Nachfrage stimuliert werden und wie kann man feststellen, dass Spanien ein sicheres Reiseziel ist?

A: Gewissheit geben, dass man im Urlaub nach Spanien kommen und gesund zurückreisen wird. Zu Beginn der Krise haben wir bereits in den Hotels mit Leitfäden und Empfehlungen gearbeitet, die sehr nützlich waren, und diese Protokolle müssen verstärkt werden. Das Ziel Spanien hat einen guten Ruf, aber wir müssen es im Bereich der Sicherheit neu positionieren. Die Botschaft ist, dass Spanien ein sicheres Ziel ist, nicht nur, weil es ein gutes Gesundheitssystem hat, sondern auch weil wir Protokolle haben, die eine Ansteckung vermeiden. Vertrauen in das Schicksal ist der Schlüssel.

Die Zukunft

F: Werden Ausländer an den Flughafen einer Fiebermessung unterzogen?

A: Es ist zu früh, dies auf die Tagesordnung zu setzen. Wenn wir die Gesundheitskrise nicht bekämpfen, können wir nicht alles umsetzen, was wir über den Ausstieg sagen.

F: Werden die Grenzen im Sommer geschlossen bleiben oder der Zugang zu Strand eingeschränkt?

A: Das Thema der Grenzen wird von der Entwicklung der Gesundheitskrise abhängen. Daher habe ich keine Ahnung wann das (die Öffnung) passieren wird. Wie man unsere Strände genießen kann, definieren wir in verschiedenen Szenarien. Es ist sehr wichtig, dass die Hygieneempfehlungen eingehalten werden. Wir müssen verinnerlichen, was wir bereits hetzt tun, Hände wachen, soziale Distanz… Auch an den Ständen. Diese Muster werden eine Zeit lang in unserem Alltag bleiben, wir dürfen keinen Rückschritt machen.

F: Aber wie wollen Sie mit den Menschenmassen im Sommer an den Stränden und bei Festen umgehen?

A: Bis ein Impfstoff verfügbar sein wird, wird nichts mehr so sein wie zuvor. Die Zusammenkünfte von Menschen werden Einschränkungen haben, damit der Sicherheitsabstand eingehalten wird. Wir werden nicht in der Lage sein, gleichzeitig einzukaufen und in den Arbeitsbereichen müssen wir mit Abständen leben. Es ist nicht so, dass wir nicht zusammen essen oder einen Film sehen können, aber es wird eine Zeit geben, in der wir das weitermachen müssen, was wir derzeit tun.

Fluggesellschaften

F: Gibt es spezielle Hilfen für Fluggesellschaften?

A: Wir setzten auf den europäischen Plan, der den Bankrott der Fluggesellschaften vermeidet, spezifische Hilfsprogramme aufsetzt, ungeachtet der Tatsache, dass einige nationalen Beihilfen hinzukommen.

F: Iberias Situation ist paradox: Es ist eine spanische Gesellschaft, gehört aber der britischen IAG.

A: Wenn wir einen europäischen Airline-Support-Plan erhalten, profitieren alle, nicht nur die IAG, sondern auch die Lufthansa, Air France oder Norwegian. Wir dürfen nicht die Kapazitäten verlieren, die Europa im Bereich der Luftfahrt oder in der Industrie mit Airbus hat. Wir brauchen den europäischen Blick auf das Ganze.

F: Könnte die Coronakrise eine Gelegenheit sein, das auf dem Tourismussektor basierende Produktionsmodell in Spanien zu ändern und Sektoren wie der Industrie mit besseren Arbeitsplätzen mehr Gewicht verleihen?

A: Vor der Krise haben wir bereits an der Qualitätsverbesserung des Tourismussektors gearbeitet, der ist eindeutig mit schlechten Arbeitsbedingungen verbunden. Heute haben wir einen Sektor von höherer Qualität, dies ist mit einer Stärkung der Industrie vereinbar. In der diese Krise hat sich gezeigt, das die Industrie ein Teil der Lösung sein kann. Viele Unternehmen haben begonnen, Sanitärmaterial herzustellen. Es ist eine gute Gelegenheit, diesen Teil der Industrie, den wir in Europa verloren haben, wieder zu verlagern und auch andere Kapazitäten der Industrie wieder zu stärken.

Produzierendes Gewerbe in Spanien

F: Möchten Sie, dass die Produktion von Sanitärprodukten in Spanien bleibt, welche anderen Bereiche können gefördert werden?

A: Wir haben in der Industrie versucht, diese zu skalieren, um unsere Selbstversorgung mit Sanitärmaterial zu erhöhen und eine strategische Reserve sicherzustellen. Es ist ein mittelfristiges Projekt und das ist ein Länderprojekt. Ich nehme auch das Beispiel aus der Textilindustrie. Wir produzieren bereits Millionen von Masken für den kommerziellen Kanal. Und auch die der chemischen Industrie mit Desinfektionsmitteln. Hydrogelen… Es gibt Dutzende von Projekten, die die Aufmerksamkeit von Investoren auf sich gezogen haben. In Bezug auf andere Sektoren wird es eine Errungenschaft sein, wenn wir mehr Investitionen oder neue Industrien herbringen können, aber jetzt geht es darum, die industriellen Kapazitäten, die wir haben, aufrechtzuerhalten.

F: Können diese Unternehmen dann nach der Krise mit anderen Billigländern konkurrieren?

A: Wie glauben, dass dieses Sanitärmaterial noch lange nachgefragt wird, weil dich die Krise noch in Bewegung befindet. Wir wollen die Kapazitäten haben, unsere Bevölkerung zu versorgen, aber wenn nötig können diese auch Industrien mit Exportkapazitäten sein. Und die spanische Industrie ist in Bezug auf Qualität und Preis eine der Wettbewerbs-fähigsten.

Die Arbeitswelt mit Corona

F: Sie haben einen Leitfaden für die Rückkehr zur Arbeits-Aktivität erstellt. Werden wir künftig mit Masken arbeiten?

A: Morgen kehren wir zur Situation von vor zwei Wochen zurück, das Szenario hat sich nicht geändert, wir sind noch immer eingesperrt. Wir verstärken einige Protokolle, um dem Arbeitnehmer und dem Unternehmen mehr Sicherheit zu geben. Die Person muss verinnerlichen, dass sie, wenn sie sich selbst schütz, die gesamte Bevölkerung schützt.

F: Einige Arbeitnehmer berichten, dass diese keine Hilfsmittel haben?

A: Die Bereitstellung von PSA(Schutzmasken und Ausrüstung) hängt von jedem Unternehmen und jeder Branche ab. Wir versuchen jedoch, diesen zu helfen, indem diese PSA die Industriewerke und den kommerziellen Kanal sowie die Apotheken so schnell wie möglich erreichen.

F: Gibt es Pläne für die Automobilindustrie?

A: Vor der Krise hatten wir bereits strategische Pläne wie den MOVES-Plan (damit werden umweltfreundliche E-Autos etc. gefördert). Dieser wird ein Hebel sein, und wir werden anderen einsetzen, je nachdem, wie sich die Exportmärkte entwickeln, da unsere Werke 84 % aller gebauten Fahrzeuge exportieren.

F: Was werden Sie in diesem Sommer tun? Werden Sie an den Strand gehen?

A: Wenn ich ein paar Tage genießen kann, werde ich das Inland wählen, Naturtourismus. Ich hoffe jedoch, dass sich das gesamte spanische Angebot mit der gleichen Geschwindigkeit erholt.

Viele gute Worte, wir werden sehen, was diese letztendlich an Wert haben werden. – TF

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