Gran Canaria – Der Ölkonzern Repsol muss sich aufgrund der Energiewende neu erfinden. Naben der Installation von Ladestationen für E-Fahrzeuge an allen Tankstellen des Unternehmens hat das Unternehmen nun einen weiteren Schritt in diese Richtung unternommen. Auf Gran Canaria soll der Konzern die Möglichkeit untersuchen, die vulkanische Energie aus dem Inneren der Inseln zu nutzen, damit diese in den Energiemix der Inseln integriert werden kann.
Die Generaldirektion für Industrie der Kanarischen Inseln hat dem spanischen Konzern die Genehmigung erteilt, für ein Jahr lang, 466 Quadratkilometer Fläche, verteilt über sieben Gemeinden auf Gran Canaria zu untersuchen. Es ist der erste Schritt, um Geothermie zur Gewinnung von Elektrizität auf der Insel zu nutzen.
In den Gemeinden La Aldea, Tejeda, Mogán, San Bartolomé de Tirajana, Santa Lucía de Tirajana, Agüimes und Ingenio sollen diese Untersuchungen stattfinden. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass eine Geothermie-Anlage mit rund 10 Megawatt Leistung etwa 23.000 Haushalte auf Gran Canaria mit Strom versorgen könnte. Damit würde man den Ausstoß von Kohlendioxid um etwa 57.000 Tonnen pro Jahr reduzieren.
Repsol arbeitet aktiv an der Umstellung des Unternehmens, so hat der Konzern die Ölförderung in spanischen Hoheitsgewässern im Frühjahr 2021 eingestellt. Es gab eine letzte Bohrinsel vor Tarragona. Repsol steht auf den Kanaren aber weiter in der Kritik, da dieser Konzern damals die Suche nach Öl und Gas in den Gewässern der Kanaren durchgeführt hat. Letztendlich fand man aber nichts Gewinnbringendes. Nun also ein „grünes“ Projekt, dies könnte die Spannungen deutlich reduzieren.
Das Projekt trägt den Namen „Lisa“ und die Genehmigung wurde bereits am 18. November 2021 erteilt. Auch wenn die Genehmigung für ein Jahr ausgestellt ist, diese kann, bei Bedarf, um ein weiteres Jahr verlängert werden. Es finden auf Gran Canaria in der ersten Phase des Projektes keine Bohrungen etc. statt. Alle Arbeiten werden an der Erdoberfläche durchgeführt. Wenn die erste Phase erfolgreich ist, dann muss ein weiteres Projekt entwickelt werden, welches die Überprüfung der ermittelten Daten zum Thema haben wird.
Woher will Repsol wissen, ob es sich lohnen könnte?
Zunächst werden strukturelle und geochemische Analysen von Elementen an der Oberfläche durchgeführt, hinzu kommen Wärmebildkameras, Luft- und Satellitenbilder. Alle gewonnen Daten werden in 3D-Modelle eingespeist, diese werten die Daten dann aus. Wenn dabei herauskommt, dass es eine geothermische Reaktion gibt, die mindestens 150 °C heiß ist und diese auch zugänglich sein könnte, dann wird es interessant. Es muss dann noch kalkuliert werden, ob der Kostenaufwand für die Gewinnung der Energie überhaupt sinnvoll erscheint.
Die Geothermie könnte eine weitere Stabilität für den Energiehaushalt auf Gran Canaria bedeutet und die Solaranlagen sowie Windparks ideal ergänzen. Auch diese Energie ist nicht davon abhängig, ob die Sonne scheint, oder genügend Wind vorhanden ist.
Ein weiterer Vorteil dieser Energie ist, dass diese kaum sichtbar gewonnen werden kann. Die notwendigen Kraftwerke brauchen nur eine geringe Fläche.
Auf den Kanaren gibt es schon einige Beispiele von der Nutzung der Geothermie. Allerdings hat keine bisher genutzte Quelle mehr als 100 °C erreicht. Mit diesen Quellen werden beispielsweise Pool-Anlagen aufgeheizt oder in Hotels kommt daher das Warmwasser. In manchen Haushalten dient diese Energie auch der Beheizung.
Repsol selbst hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 komplett CO₂-neutral zu sein. – TF
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