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Interview: Der Winter ist nicht verloren sagt Ministerin Yaiza Castilla

Kanarische Inseln – In einem Interview mit der Tageszeitung Canarias7 sprach die kanarische Tourismusministerin Yaiza Castilla über die aktuelle Lage und ist zuversichtlich, dass die „Wintersaison nicht verloren geht“. Die Branche auf den Kanaren spricht allerdings von „Debakel und Ruin“, was nur durch ein Wunder abgewendet werden könnte.

Frage: Die Sommersaison ist aufgrund der Beschränkungen in den Quellenländern verloren, die Hoffnung der Branche lag auf dem Winter, aber angesichts der aktuellen Lage sieht man die Aussicht ebenfalls „düster“. Welche Schritte wird das Ministerium unternehmen, um dies zu verhindern?

Antwort: Seit dem Erlass des Alarmzustandes hat das Ministerium nicht aufgehört zu arbeiten. Wir haben keine Einschränkungen aus Großbritannien und anderen Ländern erwartet, allerdings ist die Marschroute geblieben. Wir pflegen einen guten Dialog mit der Zentralregierung, Reiseveranstaltern, Fluggesellschaften und Botschaften, wir tauschen ständig Informationen aus. Über Promotur tauschen wir uns auch mit allen wichtigen Quellenländern aus, damit diese jederzeit wissen, was wir unternehmen, um ein sicheres Reiseziel zu werden.

Deutschland ist das einzige größere Quellenland ohne Reisewarnung

F: Alle Länder haben die Kanarischen Inseln mit dem Anstieg der Infektionszahlen als Reiseziel ausgeschlossen. Derzeit ist nur noch Deutschland als Quellenland auf den Kanaren aktiv, obwohl wir die Rate von 50 pro 100.000 schon weit überschritten haben (72,9 zum Stand des Interviews), wird auch Deutschland seine Reisewarnung auf die Kanaren ausweiten, wenn ja wann?

A: Ich weiß nicht was Deutschland tun wird. Fakten sind die epidemiologischen Daten. Natürlich besteht für die Regierung die Priorität darin, die Infektionszahlen wieder zu senken, es wurden ja bereits weitere Maßnahmen ergriffen. Wir müssen die raten in irgendeiner Weise senken, um zu verhindern, dass Deutschland uns ebenfalls mit einer Reisewarnung belegt, zudem müssen wir versuchen die anderen Länder dazu zu bewegen uns von der Liste der Risikogebiete zu streichen. Daher bereiten wir derzeit auch eine Sensibilisierungskampagne für die Bevölkerung der Kanaren vor, damit diese sehen kann, welche Auswirkungen diese Krise auf den Tourismus und damit auf die Bevölkerung haben wir. Wir wollen, dass die Canarios handeln und das wirtschaftliche Risiko erkennen, dass diese Krise mit sich bringt. Veranstalter reagieren sehr schnell, es werden Routen gestrichen oder schnell wieder reaktiviert, alles basierend auf den Informationen die diese erhalten. Hoffentlich wird uns Deutschland nicht auf die Liste aufnehmen, aber wenn die Bevölkerung nicht reagiert und ein Bewusstsein dafür entwickelt, wird es uns schlecht ergehen. Wir könnten in den kommenden Monaten einen großen sozialen Bankrott erleben.

F: Unternehmen haben kaum noch Hoffnung für die Wintersaison, geben Sie diese auch auf?

A: Nein, ich gebe die Wintersaison nicht auf. Wir werden alle Anstrengungen unternommen, die notwendig sind. Zuerst durch Bewältigung der Gesundheitskrise und dann mit Maßnahmen um den Tourismus zu stärken.

Was ist mit Tests für Urlauber?

F: Wird unter den Maßnahmen auch der viel diskutierte PCR-Test für Touristen bei der Einreise sein? Vertrauen Sie darauf, dass die Zentralregierung davon überzeugt werden kann, diese Tests anzuordnen?

A: Wir haben seit Beginn darauf bestanden, dass Tests sowohl am Ursprung, als auch am Ziel eine Notwendigkeit darstellen. Ich denke, hier werden wir als Touristenziel gefordert. Das Projekt des Ministeriums gegen COVID-19 heißt „Canarias Fortaleza“ und basiert auf der Idee, dass Häfen und Flughäfen unsere Schwäche, aber auch unsere Stärke sind. Dies ist ein Unterschied, den wir in Bezug auf das Festland haben und den wir nutzen können. Ich habe immer wieder Druck ausgeübt, dass diese Tests international eingeführt werden, aber bisher hat dies leider nicht geklappt.

F: Hat die spanische Regierung daran eine Mitschuld?

A: Die Verantwortung eines Tests im Herkunftsland liegt in der Verantwortung eines jeden Staates selbst. Spanien kann es wie beispielsweise Griechenland fordern. Einen freiwilligen Test kann man nicht rechtlich fordern, da dies wiederum die Rechte der Menschen beeinflussen würde. Aber wenn ein Gesetz dafür vorhanden ist, ist dies möglich, ein Gerichtsbeschluss wäre auch eine Möglichkeit. Dies gab es auf den Kanaren auch bereits in einigen Fällen, da es Menschen mit hohem Ansteckungsrisiko gab, die sich weigerten einen Test zu machen. Von Anfang an haben wir die EU gebeten hier eine homogene Lösung einzuführen. Dies bleibt weiterhin unsere Forderung. Bei den Tests am Zielort, welches nicht die beste Option darstellt, gibt es andere rechtliche Mittel, die wir weiterhin prüfen. Dafür muss es aber auch eine Vereinbarung zwischen den autonomen Regionen in Spanien und AENA geben. Sollte das auch nicht möglich sein, prüfen wir derzeit eine dritte Option, ein Test außerhalb des Flughafengeländes. Die bedeutet aber höhere Kosten und eine große Logistik, was wir jedoch nicht ausschließen werden. Minister Illa hat auf einen Brief der Kanaren und Balearen für mehr Sicherheit nach den Grenzöffnungen bisher nie geantwortet. Die Tests sind für uns immer eine der besten Lösungen gewesen, endlich schließen sich immer mehr dieser Forderung an.

F: Was ist der Grund für die Hindernisse bezüglich der Kanaren in Madrid?

A: Eigentlich ist es die EU, die bei einer globalen Pandemie den ersten Schritt hätte machen müssen, da uns alle dies betrifft. Aber Madrid steht vor dem ewig historischen Problem, dass die Einzigartigkeiten der Kanaren nicht verstanden werden. Auch wenn wir im 21. Jahrhunderts sind, hat Madrid die Realität der Kanarischen Inseln noch immer nicht verstanden. Es spielt dabei keine Rolle, welche Partei in Madrid an der Regierungsmacht ist, hier müssen wir noch mehr Anstrengungen unternehmen.

F: Unternehmer sind der Ansicht, dass dem Inselpräsidenten der „Mut“ gefehlt hat, sich gegenüber Madrid zu behaupten und die Inseln zu verteidigen.

A: Ich habe eindringlich um diese Tests gebeten und ich weiß, dass auch Präsident Torres dies tat. Wir hoffen, dass es bald eine finale Antwort gibt, denn wir wollen diese Tests haben. Ich werde weiterhin meine Stimme dafür einsetzten, alles im Rahmen meiner politischen Kraft und Kompetenz und ich weiß, dass der Präsident dies auch tun wird.

F: Wird es Tests für Touristen geben, auch ohne die Unterstützung des Staates, dann außerhalb der Flughäfen in Zelten?

A: Diese Entscheidung ist noch nicht getroffen. Unser Ziel ist weiterhin der Test im Herkunftsland, aber wir schließen alle anderen Optionen nicht aus.

F: Die Kanaren werden als die Arme nicht verschränken?

A: Nein, wir wollen nicht aufgeben. Wir werden die anderen Optionen bis zum Ende durchgehen und wenn wir sehen, dass diese nicht möglich sind, müssen wir analysieren und sehen, wie wir dies umsetzen, um den Winter nicht zu verlieren. Wir sind das einzige Winterziel in Europa und dafür werden wir kämpfen.

Aussichten und Flüge

F: Ein weiteres Problem für den Tourismus ist das reduzierte Flugangebot da sich Fluggesellschaften ebenfalls in einer schweren Zeit befinden. Wie kann man dieses Angebot verbessern?

A: Die kommenden Monate September und Oktober werden kompliziert. Aber alles kann sich ändern, wenn es uns gelingt, die Infektionen einzudämmen. Die Fluggesellschaften passen sich schnell an, planen aber nicht, weil derzeit die meisten Flüge nur halb gefüllt sind. Wenn die Infektionszahlen abnehmen, werden Touristen von selbst wieder kommen wollen, dann werden die Fluggesellschaften auch reagieren und mehr Angebot bereitstellen, ab November können die Daten Hoffnung geben.

F: Wie viele Touristen erwarten Sie in diesem Jahr auf den Kanarischen Inseln?

A: Wir gehen davon aus, dass die Kanarischen Inseln das Jahr mit rund 5 Millionen Touristen abschließen werden. Derzeit sind es ja etwa knapp 3 Millionen gewesen. Dies wäre ein Rückgang von 66 %. Das BIP wird durch den Tourismus um etwa 23 % sinken, wenn man dann die anderen Sektoren, die auch am Tourismus hängen dazurechnet, wird er Verlust noch höher sein.

F: Die Kanaren fordern spezifische ERTEs für die Inseln, aber Ministerin Díaz hat angekündigt, dass es vereinheitlichte Strategien geben wird, also wieder ein nein gegenüber den Kanaren?

A: Wir verstehen dies auch nicht, die ERTEs sollen nicht nur für die touristische Aktivität gedacht sein, sondern für die Kanaren als ganzes. Auf den Inseln muss aufgrund der Beziehung der Wirtschaftssektoren zueinander ein spezielles ERTE-Programm eingeführt werden, wir können nicht mit anderen Regionen verglichen werden und daher auch nicht in den gleichen Topf geworfen werden. Hier werde ich ebenfalls so lange Kämpfen, bis es ein spezifisches ERTE ohne Abhängigkeit zur Branche für die Kanaren geben wird.

Das war das ganze Interview bei Canarias7. – TF

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