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Spanischer Gastroverband geht wegen geplantem Rauchverbot auf „Kriegsfuß“ mit der Regierung

Lesedauer 4 Minuten

Spanien – Die Pläne des spanischen Gesundheitsministeriums, das Rauchverbot im Land massiv auszuweiten, treffen auf ein geteiltes Echo. Der Präsident des spanischen Gastgewerbeverbandes geht auf „Kriegsfuß“ mit der spanischen Regierung. Er sieht es als „Unvorstellbar und bedauerlich“ an, zudem sieht er die „erneute Dämonisierung des Gastgewerbes“. Er beschwert sich darüber, dass die Regierung einen großangelegten Konflikt zwischen „unseren Kunden und uns herbeiführt, obwohl wir keinerlei Probleme haben“. Er erklärt, dass es gängige Praxis ist, dass bei einem Fall, dass sich ein Nichtraucher wegen eines Rauchers beschwert, einer der beiden den Tisch wechselt, daher „gibt es keine Probleme“.

Für den Gaststättenverband scheint diese Änderung der Normen „unnötig“ zu sein. Immerhin repräsentiert der Verband rund 300.000 Unternehmen in ganz Spanien und hat damit einen gewissen Einfluss. Was ihn bei dem Arbeitspapier besonders bitter aufstößt, erklärte er auch: „Es ist so, dass ein Kunde auf einer Terrasse nicht rauchen darf, aber wenn er einen halben Meter wegsteht oder auf einer Bank sitzt darf er, das ist mehr als dumm“.

Er würde eher auf freiwillige Aktionen setzten. Zudem glaubt er, dass es einige Gastronomen geben wird, die sich einer Anti-Rauch-Kampagne anschließen werden und das Rauchen auf der Terrasse grundsätzlich untersagen werden. „Das ist aber das eine und das ganz andere ist, dass sie es pauschal verbieten wollen“. Er gab als Beispiel auch einen Besuch bei einem Gastronomen in Malaga an, dort war das Rauchen auf der Terrasse vom Hausherren untersagt worden. „Das ist wunderbar, wenn dies freiwillig passiert und Unternehmer frei entscheiden können, aber man sollte kein allgemeines Verbot einführen“.

Er beschwert sich auch über den sozialen Druck der Anti-Raucher-Bewegung und der Wissenschaft, wie der spanischen Gesellschaft für Pneumologie. „Man sollte nicht bei uns anfangen und uns die Pistole vor die Nase halten“. Seiner Ansicht nach „stört das Rauchen im Freien niemanden“, er fände es gut, wenn „man Bürger und Betriebe auf die Probleme aufmerksam machen würde, aber niemanden zu etwas zwingt“.

Er fand aber noch klarere Worte gegenüber der Regierung und dem Staat: „Es ist ein Ansatz der totalen Heuchelei und des Zynismus. Einerseits kassiert der Staat hunderte Millionen Euro an Steuer und dann will er verbieten, anstatt das Bewusstsein zu schärfen und die Freiheiten der Unternehmer zu respektieren“.

Pneumologie feiert das Arbeitspapier

Im krassen Gegensatz steht die spanische Gesellschaft der Pneumologie. Diese feiert das Arbeitspapier. Das, was man darüber liest, gefällt der Gesellschaft außerordentlich gut, da sehr viele Forderungen der Gesellschaft in dem Arbeitspapier umgesetzt werden, einschließlich dem Rauchverbot auf Terrassen, Stränden, Sportstadien und Parkanlagen.

Ziel der Gesellschaft ist es, so wie die Regierung es auch anstrebt, die Zahl der Raucher im Land massiv zu reduzieren. Derzeit rauchen etwa 25 % der spanischen Bevölkerung (täglich).

Auch die Tatsache, dass Verpackungen einheitlich gestaltet werden sollen, sieht die Gesellschaft positiv, denn „eine sensible Bevölkerung wie Jugendliche wird von bunten Designs angezogen“. Die wohl wirksamste Methode, laut Gesellschaft, ist die „Erhöhung der Tabakpreise“, die ebenfalls geplant ist.

Laut Carlos Rábade, dem Koordinator des Rauchbereiches der Gesellschaft für Pneumologie, sterben „täglich zwischen 300 und 400 Menschen in Spanien an Krankheiten im Zusammenhang mit dem Rauchen. Ich vertraue darauf, dass die öffentliche Finanzierung der Rauchentwöhnung für Raucher auch in das neue Gesetz geschrieben wird“, so der 42-jährige Arzt als Galizien. Hier kommt der einzige Kritikpunkt, denn „hier ist man unterentwickelt, es wird zu wenig angeboten“. Das Rauchverbot im privaten Fahrzeug kommentierte er so: „Eine sehr interessante Maßnahme, die wir zum Schutz vor allem der Kinder und Jugendlichen benötigen“.

Unsere Meinung

Es wird wohl eine ganz heiße Phase geben, bevor tatsächlich eine Änderung am Rauchverbot in Spanien durchgeführt wird. Hier prallen einfach Welten aufeinander und wenn man berücksichtigt, dass etwa ¼ der spanischen Bevölkerung täglich zur Zigarette greift, sprechen wir auch nicht über einen unerheblichen Anteil an Menschen. Man könnte und sollte mehr Sensibilität von der Politik erwarten. Zudem ist der Ansatz, auf Freiwilligkeit zu setzten, wohl besser als auf Zwang. Zwänge sorgen meist für massive Ablehnung und gar Trotzreaktionen.

Wir fänden Ansätze gut, die beides verfolgen. Die Reduzierung der Raucher und die freiwillige Mitnahme der Menschen. Eine Möglichkeit wäre, jedem Gastronomen eine reduzierten MwSt.-Satz anzubieten, der seinen Außenbereich zur Nichtraucherzone erklärt. Die Mehreinnahmen aus der erhöhten Tabaksteuer sollte man dafür dann aufwenden und den Rest in entsprechende Programme zur Behandlung der Sucht von Rauchern. Überwiegend passiert mit dem Geld aber leider das Gegenteil, es wird für Dinge „Zweckentfremdet“, die weder mit Rauchern noch der Gesundheit der Bevölkerung zu tun haben.

Wir sind keine Freunde von Verboten, Anreize und Belohnungen bringen unter dem Strich deutlich mehr Erfolg und auch mehr Akzeptanz, evtl. lernt das aber auch die Politik noch irgendwann. – TF

Weitere Artikel zum Thema:
Spanien will den Kampf gegen das Rauchen verstärken – Rauchverbot auch im eigenen Auto?, vom 08.12.2021

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